Tausende fliehen weiter vor "Isaac"
Washington - Tropensturm "Isaac" hat an der Südküste der USA Tausende Menschen in die Flucht getrieben. Allein in der Gemeinde St. John Parish westlich von New Orleans brachte die Nationalgarde rund 3000 Einwohner in Sicherheit, wie der TV-Sender CNN berichtete.
Mit Windböen von rund 85 Stundenkilometern habe der Sturm den Pontchartrain-Salzwassersee über die Ufer treten lassen und die Gegend überflutet. Mancherorts stand das Wasser fast zwei Meter hoch, wie es hieß.
Der Sturm forderte inzwischen auch eines erstes Todesopfer. Der Fahrer eines Abschleppwagens sei in Mississippi bei Aufräumarbeiten von einem umstürzenden Baum erschlagen worden, berichtete CNN unter Berufung auf offizielle Stellen.
Etwa eine Million Menschen waren nach Medienberichten am Donnerstagvormittag noch ohne Stromversorgung, die meisten davon im besonders stark betroffenen Louisiana. US-Präsident Barack Obama erklärte den Bundesstaat und das benachbarte Mississippi zu Katastrophengebieten. Damit können rasch zusätzliche Bundeshilfen in die gebeutelten Regionen fließen.
Die Versicherer befürchten Schäden von bis zu 1,5 Milliarden Dollar (fast 1,2 Milliarden Euro) durch "Isaac". Damit war der Sturm aber weitaus weniger zerstörerisch als der Hurrikan "Katrina", der vor genau sieben Jahren an der US-Golfküste gewütet hatte. Damals waren 1800 Menschen ums Leben gekommen.
Im Gebiet von New Orleans stellte Hochwasser von mehr als drei Metern die Flutwälle auf die Probe, die nach "Katrina" ausgebaut wurden. Es wurden aber keine größeren Probleme aus der Jazzmetropole gemeldet. Das System funktioniere wie es solle, hieß es in einer Mitteilung des zuständigen Ingenieurkorps der Armee.
In New Orleans habe es jedoch ein Dutzend Plünderungen und einige Festnahmen gegeben, teilte die Polizei mit. Bürgermeister Mitch Landrieu hatte für die Nacht zum Donnerstag eine Ausgangssperre verfügt, um derartige Vorfälle zu verhindern.
"Isaac" hatte sich am Mittwoch vom Hurrikan zum Tropensturm abgeschwächt. "Er ist aber weiter lebensgefährlich", warnte das Hurrikanzentrum in Miami. Das größte Risiko gehe von den Sturmfluten aus. "Isaac" entpuppte sich auch deshalb als so gefährlich, weil er sich nur sehr langsam fortbewegte - zuletzt mit etwa sieben Kilometern in der Stunde - und dadurch lange über einzelnen Regionen verharrt. Louisiana, Mississippi und Alabama mussten daher teilweise mit bis zu 36-stündigen Unwettern rechnen.
In der besonders niedrig gelegenen Gemeinde Plaquemines Parish nahe der Küste Louisianas hatten Rettungsmannschaften am Mittwoch Dutzende Menschen von Dächern und aus Dachböden überfluteter Häuser gerettet. Sie waren zuvor nicht dem Aufruf gefolgt, sich in Sicherheit zu bringen.
Jesse Shaffer, einer der Retter, sagte dem Sender CNN, er selbst habe 60 Menschen plus Haustiere auf trockenen Boden gebracht. Bei einer fünfköpfigen Familie hätten nur noch ungefähr 15 Zentimeter gefehlt, "dann wäre sie untergegangen". Allein in Plaquemines Parish, wo "Isaac" am Dienstagabend (Ortszeit) als erstes auf Land getroffen war, wurden nach Angaben örtlicher Stellen etwa 800 Häuser beschädigt.
Nach Einschätzung von Experten hat "Isaac" möglicherweise Schäden in Milliardenhöhe verursacht. Alleine die Versicherungsbranche werde für die Zerstörungen an Land mit 500 Millionen bis 1,5 Milliarden US-Dollar geradestehen müssen, teilte der auf Risikoanalysen spezialisierte Versicherungsdienstleister Eqecat in Oakland mit. Hinzu kämen wirtschaftliche Schäden an Ölbohrplattformen im Golf von Mexiko in Höhe von einer halben bis einer Milliarde Dollar.