Taifun "Ketsana": Das Elend der Kinder

MANILA - Auf den Philippinen hinterlässt Taifun „Ketsana“ dramatische Zustände: Ganze Provinzen stehen unter Wasser, fast eine halbe Million Menschen wartet auf Hilfe - doch die kommt für das Entwicklungsland nur schleppend.
Wenn eine Naturkatastrophe mit aller Gewalt auf die Armut eines Entwicklungslandes trifft: Auf den Philippinen stehen Zehntausende vor den Trümmern ihres Lebens, nachdem Tropensturm „Ketsana“ über den Inselstaat fegte. Es war der schwerste Sturm seit 40 Jahren.
Die Zahlen des Elends: 450000 Menschen sind betroffen, das sind 70000 Familien, deren Häuser komplett zerstört oder überflutet wurden. „70 Prozent davon sind besonders arm und leben in Slums“, sagt Minnie Portales, die für die Hilfsorganisation „World Vision“ in Manila ist, zur AZ. Die Armenbehausungen konnten dem Taifun am wenigsten standhalten.
Auch die Zahl der Toten schnellte nach oben. Auf 240 schätzt sie die philippinische Regierung inzwischen. Dutzende Menschen werden außerdem noch vermisst.
Besonders dramatisch ist die Situation der Kinder. „Die sind naturgemäß am anfälligsten für Erkältungen, Infektionen und Seuchen“, sagt Portales. Bei der deutschen Kindernothilfe heißt es, die Kinder bräuchten „unsere Begleitung und Unterstützung“. Den Familien fehle es am Nötigsten. „Eltern sind nach einer Katastrophe solchen Ausmaßes nicht allein in der Lage, gut für ihre Kinder zu sorgen.“
Doch Portales zufolge haben die Hilfsorganisationen Probleme, in die betroffenen Gebiete vorzudringen, die noch immer unter Wasser stehen. Teils wurden Lebensmittel aus Helikoptern abgeworfen, doch es fehlt den Helfern an Technik und Ressourcen. Portales klagt darüber, dass zu wenig Hilfe aus dem Ausland komme. „Wir bitten gemeinsam mit der Regierung dringend um Spenden.“
Die chaotischen Zustände auf den Philippinen werden noch mindestens so lange wie die Flut anhalten. Das Wetter gibt kaum Hoffnung: Zwar blieb es gestern trocken und auch heute sollte es nicht regnen. Doch die nächsten Stürme sind schon angekündigt.
„Jetzt müssen wir beim Trocknen der Häuser helfen“, sagt Portales. Für den Wiederaufbau will die Organisation schnell ein „Work-for-food“-Programm starten.
Der Energieminister der Philippinen gab Fehler der Politik zu. Durch das Abholzen der Wälder verlieren Böden die Haftung – in den letzten Tagen rutschten viele durchnässte Hänge ab und begruben Dörfer unter sich. „Die Natur schlägt zurück“, sagte der Minister. „Die Umweltzerstörung ist ein Riesenproblem, das wir in Griff bekommen müssen.“rg
Spendenkonto von World Vision: Konto 2020, Volksbank Frankfurt, BLZ 50190000, Stichwort „Sturmhilfe Asien“