Syrische (Wein-)Königin der Integration - ihre Bilanz nach einem Jahr

Ninorta Bahno sorgt als erste Syrerin in diesem Amt für Furore. Nach fast einem Jahr zieht die 26-Jährige Bilanz – und die fällt sehr positiv aus.
von  Birgit Reichert
Zum Wohl: Ninorta Bahno ist amtierende Weinkönigin von Trier.
Zum Wohl: Ninorta Bahno ist amtierende Weinkönigin von Trier. © dpa

Bestimmt tausendmal hat Ninorta Bahno in den vergangenen Monaten ihr Weinglas erhoben und "Zum Wohl!" gewünscht. Ob an der Mosel, in Frankreich oder in Luxemburg – als Deutschlands erste syrische Weinkönigin war die 26-Jährige viel für den Trierer Wein unterwegs.

"Es war ein sehr schönes Jahr für mich", sagt die aramäische Christin. "Ich wollte eine Botschafterin für Integration sein. Und ich glaube, es hat funktioniert."

Ihr Schritt zur Trierer Weinkönigin habe andere Flüchtlinge motiviert, mehr auf die Deutschen zuzugehen. "Integration kommt nicht nur von einer Seite", sagt Ninorta Bahno, die vor viereinhalb Jahren mit ihrer Schwester aus der nordsyrischen Stadt Kamischli vor dem Bürgerkrieg geflohen war.

Man müsse die deutsche Kultur akzeptieren und respektieren. "Sonst kann man sich nicht integrieren", sagt die 26-Jährige, die am liebsten lieblichen Riesling trinkt. Sie würde jedem anderen Flüchtling zu ähnlichen Erfahrungen raten, wie sie sie als 68. Trierer Weinkönigin machen konnte.

"Wer eine Gelegenheit bekommt, sollte sie ergreifen"

"Es muss nicht unbedingt ein Amt mit Wein sein, es gibt ja noch viele andere Chancen", sagt Bahno, die 2016 eine Ausbildung zur Fachangestellten für Arbeitsmarktdienstleistungen bei der Agentur für Arbeit begonnen hat. "Wer eine Gelegenheit bekommt, sollte sie ergreifen."

Sie ist noch bis Anfang August Triers "Wein-Hoheit". Als Bahno ihr königliches Amt antrat, verband sie mit Wein "Erinnerungen an schöne Stunden" in ihrer Heimat in Syrien. Denn in der Familie und bei Freunden wurden edle Tropfen bei Feiern ausgeschenkt. "Jetzt verbinde ich den Wein vor allem mit Trier."

Um ein weitergehendes Wein-Amt – wie zum Beispiel das der Mosel-Weinkönigin – will sie sich aber nicht bewerben. So einen Job könne sie neben ihrer Ausbildung nicht stemmen. "Außerdem will ich in diesem Sommer heiraten." Ihr Verlobter, ebenfalls ein aramäischer Christ aus Syrien, mag auch gerne Weißwein. Die Trierer Winzer haben schon eine Nachfolgerin – mit internationalem Touch – gefunden: Die Sinologie-Studentin Bärbel Ellwanger (23) hat ein Jahr in Taiwan und ein Jahr in China gelebt – und spricht fließend Chinesisch.

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