«Supersize»-Modenschauen in Düsseldorf
Düsseldorf (dpa) - Kurze Kleider, viel Dekolleté und auch Querstreifen sind kein Tabu: Bei den «Supersize»-Modenschauen auf der Düsseldorfer Modemesse Igedo Fashion Fairs sind die Models stämmig und zeigen selbstbewusst ihre Rundungen.
Frauen mit «Großen Größen» sind in den vergangenen Jahren bei der Mode mutiger geworden. Und die Branche hat längst erkannt, dass das Thema wirtschaftlich interessant ist: Mehr als ein Viertel aller Frauen trägt mindestens Größe 44.
«Die Menschen werden nun mal größer und dicker», sagt der Hauptgeschäftsführer des Modeindustrieverbands GermanFashion, Thomas Rasch. «Wir wären ja geradezu dämlich, dieser Entwicklung nicht zu folgen.» Rund 85 Aussteller zeigen bei der bis zum Dienstag dauernden Messe Mode aus dem «Supersize»-Bereich - «wahrscheinlich das größte Angebot in Europa», meint Igedo-Chef Frank Hartmann.
Die ersten Abteilungen und Spezialgeschäfte für «Große Größen» entstanden vor etwa 15 Jahren. «Viele dieser Läden sind von enttäuschten Verbraucherinnen gegründet worden, die sich von dünnen Verkäuferinnen in "normalen Geschäften" herablassend behandelt fühlten», erzählt der Mitherausgeber des Übergrößen-Fachmagazins «légère», Heinz Gérard. Heute gibt es seiner Schätzung nach in Deutschland etwa 40 spezialisierte Anbieter. Allgemeine Bekleidungshäuser haben zwar häufig die sogenannten Anschlussgrößen 46 und 48 im Sortiment - doch danach ist oft Schluss, weil dann eine besonders intensive Beratung der Kundinnen nötig sei.
«Je größer die Konfektionsgröße, desto verschiedener und formenreicher sind die Körperfiguren», sagt Simone Morlock von den Hohensteiner Instituten, die gerade hunderte Deutsche vermessen, um aus den Daten neue Erkenntnisse für die Kleidergrößen zu gewinnen. So haben Damen mit Größe 54 oft sehr unterschiedliche «Problemzonen»: Die eine hat besonders breite Hüften, die andere eine ausladende Oberweite. Manche Frauen haben sehr kräftige Oberarme, andere nicht. «Das ist für die Modehersteller eine große Herausforderung», sagt Morlock. Der Chef des Deutschen Mode-Instituts, Gerd Müller-Thomkins, betont: «Der Konsument erwartet heute, dass er als individuelle Persönlichkeit wahrgenommen wird - und dazu gehören auch individuelle Maße.»
Hier ist die Kreativität der Designer gefragt. «Denn man kann nicht einfach jedes Teil unendlich vergrößern», erläutert Claudia Ollenhauer-Ries vom des Verbands Deutscher Mode- und Textil- Designer (VDMD). Was in 38 chic ist, sieht nicht unbedingt auch in 48 toll aus: Ein T-Shirt in XXXL gleicht oft eher dem Modell «Sack». «Die Frage ist vielmehr, wie die Kleidung so gestaltet werden kann, dass sie Problemzonen günstig verhüllt und positive Elemente hervorhebt», sagt die VDMD-Sprecherin.
Das beginnt bei der Auswahl der Stoffe, die sich nicht geradezu betont um die Rundungen schmiegen sollten. Muster sollten eher groß- als kleinflächig sein, Hosen in gedeckten Farben wirken schlank. In der Saison Frühjahr/Sommer 2009 setzen die Hersteller auf Weiß sowie kräftige Pink-, Gelb- oder Grüntöne. Leinen und andere leichte Materialien sind angesagt.
Für den Komfort unerlässlich sind variable Bünde und herausnehmbare Abnäher - beides unauffällig angebracht. Auch die Psychologie spielt eine wichtige Rolle. Gerade in diesem Segment werde gerne der Trick angewandt, die Kleidungsstücke ein bisschen großzügiger zuzuschneiden, damit zum Beispiel jemand möglichst lange in Größe 48 passt, erläutert «légère»-Chef Gérard. «Eine Designerin im Große-Größen-Bereich ist eigentlich eine Zauberin.»
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