Südsee: Deutscher ein Opfer von Kannibalen?
Paris - Auf der zu Frankreich gehörenden Südsee-Insel Nuku Hiva führte vergangene Woche ein Spurensucher einen Trupp Gendarmen zu einer frischen Feuerstelle. Die verschmorten Unterseiten der Blätter an den daneben stehenden Bäumen ließen den Schluss zu, dass die Flammen bis zu sieben Meter hoch gelodert waren. In der auf mehreren Quadratmetern verstreuten Asche entdecken die Beamten Knochen, Zähne mit Prothesen, Kleiderreste, Knöpfe, verschmortes Metall. Gerüchte über einen Mord oder gar Kannibalismus machten die Runde.
Nach Ansicht des zuständigen Staatsanwalts steht nach ersten Untersuchungen fest, dass es sich um den Ort eines Verbrechens handelt. Ein menschlicher Körper sei dort zerstückelt und dann zusammen mit Tierkadavern verbrannt worden. Unklar bleibt aber nach wie vor, ob es der Körper des verschwundenen Deutschen war. Auch wenn die Behörden betonen, dass es handfeste Hinweise zu dieser Annahme gibt, dürften erst die DNA-Untersuchungen in einem Pariser Gendarmerie-Labor Gewissheit geben. Und die könnten mehrere Wochen dauern. Das Auswärtige Amt bestätigte der Nachrichtenagentur dpa, dass mittlerweile auch das Bundeskriminalamt in die Ermittlungen eingeschaltet ist.
Alles, was bisher über die Umstände des mysteriösen Verschwindens bekannt ist, stammt von der Lebenspartnerin des 40-Jährigen. Die drei Jahre jüngere Frau hatte nach örtlichen Medienberichten erklärt, beide hätten etwa eine Woche nach ihrer Ankunft in der malerischen Anaho-Bucht der Insel Nuku Hiva einen Einheimischen kennengelernt. Er habe ihren Partner für den Folgetag zu einem Jagdausflug ins abgelegene Hakaui-Tal eingeladen. Beide seien losmarschiert, doch sei der einheimische Jäger kurze Zeit später allein mit der Nachricht zurückgekehrt, der Deutsche brauche nach einem Unfall ihre Hilfe.
Die 37-jährige sei dann Stunden später verstört zurückgekehrt und berichtete nach Angaben der Zeitung "Dépêche de Tahiti", der Jäger habe sie unterwegs bedroht, entkleidet, sexuell belästigt und an einen Baum gebunden. Sie habe sich aber befreien und fliehen können. Seitdem fehlt von beiden Männern jede Spur.
Das deutsche Paar war nach Medienberichten im April 2008 von der Türkei aus mit seinem 14 Meter langen Katamaran aufgebrochen. Ende August hatten sie das in Französisch-Polynesien gelegene Pazifik-Archipel erreicht. Der französische Impressionist Paul Gauguin hatte die Menschen und Naturschönheiten der bevölkerungsreichsten und bekanntesten Insel Tahiti durch seine Gemälde verewigt. In ihrem mittlerweile geschlossenen Blog hatte das Paar nach Angaben der örtlichen Zeitung "Les Nouvelles de Tahiti" betont, etwa zwei Jahre lang in der Region bleiben zu wollen, um Ende 2012 Neuseeland zu erreichen. Die abenteuerlustigen Ökonomen hatten zuvor jahrelang gespart, um sich diesen Traum erfüllen zu können.