Suchtreport: Die Deutschen können nicht ohne diese Mittel

Jedes Jahr ermittelt die "Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen", auf welche Substanzen für die Menschen in der Bundesrepublik nicht verzichten wollen - oder können.
von  AZ/vs
Ob sie wollen oder nicht: Die Deutschen können nicht ohne diese Mittel.
Ob sie wollen oder nicht: Die Deutschen können nicht ohne diese Mittel. © AZ-Montage/dpa (3x)

Berlin/Hamm: Zählt Alkohol als Genussmittel oder als Volksdroge? Marihuana legalisieren oder nicht? Ist die Zeit am Glückspielautomaten in der Stammkneipe nur ein Hobby oder schon Sucht?

Die Experten von der "Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen" (DHS) müssen es wissen: Jedes Jahr geben sie ein Jahrbuch zu beliebtesten Suchtmitteln der Deutschen heraus. Im Land der Biertrinker ist es wenig überraschend, dass auch 2017 der Alkohol auf Platz eins liegt:

Alle Zahlen und Fakten zum Suchtmittel-Report

Alkohol:
14,6 Liter reinen Alkohol! Diese beeindruckende Menge nimmt jeder Mensch in Deutschland pro Jahr zu sich, wenn man die die Bevölkerungsmehrheit heranzieht, die am meisten trinkt (15- bis 65-Jährige). Am beliebtesten ist dabei das Bier, gefolgt von Wein. Spirituosen belegen mit 1,8 Litern pro Jahr und Person den dritten Platz. Der Konsum ist im vergleich zum vergangenen Jahr damit leicht zurück gegangen, die Experten wollen aber keine Entwarnung geben: Immerhin gab es 3,38 Millionen. Erwachsene mit einer alkoholbedingten Störung und sogar 74.000 Alkoholtote im vergangenen Jahr - die direkten und indirekten Kosten des Alkoholkonsums in Deutschland werden auf 40 Milliarden Euro geschätzt.

Tabak und E-Zigaretten:
Der Verbrauch von Zigaretten ist im vergangenen Jahr um 7,7 Prozent zurückgegangen, dennoch wurden immer noch über 75 Milliarden Zigaretten geraucht. Überraschenderweise hat der Konsum von Pfeifentabak um satte 45 Prozent zugelegt.

Im Kommen sind auch E-Zigaretten: Fast jeder achte Deutsche ab 14 Jahren hat sie schon einmal ausprobiert.

Die Folgen des Rauchens sind noch immer schwer abzuschätzen: Für 2013 gehen die Experten von 121.000 Menschen, die direkt durch das Rauchen umgekommen sind - 3.300 weitere kommen durch das Passivrauchen hinzu. Fast 80 Milliarden Euro kommen dabei an Kosten zusammen.

Medikamente:
Rund 1,47 Milliarden Arzneimittelpackungen wurden im letzten Jahr verkauft - dem stehen bis zu 1,9 Millionen Arzneimittelabhängige gegenüber. Besonders Frauen im höheren Lebensalter sind von dieser Art der Sucht betroffen. Die Häufigkeit der Verordnung von stark wirkenden Schmerzmitteln hat dabei in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen.

Illegale Drogen:
Jeder vierte Erwachsene hat schon einmal in seinem Leben illegale Drogen konsumiert - bei Jugendlichen sind es immernoch ca. 10 Prozent. Cannabis ist dabei noch immer mit Abstand am beliebtesten, doch der die Sicherstellungen von Ecstasytabletten hat seit 2015 start zugekommen. Damit läuft die Modedroge den sogenannten Psychoaktiven Stoffen in der letzten Zeit den Rang ab. Ebenfalls auf einem Rekordniveau liegt die sichergestellte Menge an Kokain.

Der Trend, dass weniger drogenbedingte Tote verzeichnet wurden, ist laut den neuesten Zahlen ins Gegenteil gekehrt worden: Im Jahr 2015 wurden in Deutschland 1.226 Todesfälle polizeilich registriert. Dies entspricht einem deutlichen Anstieg von 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Suchthaftes Glücksspiel:
Nach aktueller Studienlage ist 2015 bei 0,42 Prozent der bundesdeutschen Bevölkerung (241.000 Personen) ein problematisches Spielverhalten festgestellt worden - bei 215.000 sogar ein pathologisches.

Ein Großteil von ihnen spielt dabei an Geldspielautomaten (72 Prozent). Der Umsatz auf dem legalen deutschen Glücksspiel-Markt lag im vergangenen Jahr bei 40,4 Milliarden Euro.

Die Suchtexperten nehmen deshalb an, dass hierin ein Grund zu finden ist, warum das deutschlandweite Suchtproblem wenig Beachtung findet. Deshalb fordert die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. mehr Unterstützung für Suchtkranke in Deutschland.

Lesen Sie hier: Dampfen statt rauchen - Was man über E-Zigaretten wirklich wissen sollte

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