Suche nach Auslöser für Magen-Darm-Krankheitswelle bei Kindern
Berlin - Der Auslöser einer Welle von Magen-Darm-Erkrankungen bei tausenden Kindern und Jugendlichen in Ostdeutschland ist auch drei Tage nach dem Ausbruch noch unklar.
Fest stand bis Freitagmittag nur, dass die Betroffenen, die an Durchfall und Erbrechen leiden, in vier Ländern Essen in Kindergärten oder Schulen vom gleichen Caterer bekommen hatten. Aus Sicht der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene könnten Salmonellen oder Noroviren Auslöser der Erkrankungen sein.
"Auf jeden Fall muss es Hygienefehler bei der Produktion gegeben haben", sagte Vorstandsmitglied Klaus-Dieter Zastrow am Freitag mit Blick auf das Essen. Dieses Essen stammte vom Catering-Unternehmen Sodexo mit Sitz in Rüsselsheim. Allerdings sieht sich der Zulieferer nicht verantwortlich: Nach vergleichbaren Untersuchungen gebe es keine Hinweise darauf, dass die Fälle mit Sodexo-Produkten zusammenhängen, teilte der Zulieferer auf der Internet-Seite mit. Kritik an der Krisenbewältigung kam unterdessen von den Grünen.
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) wurden seit Dienstag mindestens 4000 Krankheitsfälle bekannt. Betroffen sind Kinder und Jugendliche und vereinzelt auch Lehrer in Sachsen, Thüringen, Berlin und Brandenburg. Nach dpa-Recherchen in den Bundesländern sind hingegen rund 3300 Erkrankungen bekannt: rund 1100 in Brandenburg, 1000 in Sachsen und je 600 in Berlin und Thüringen.
In den meisten Fällen verlief die Erkrankung ohne größere Schwierigkeiten. Nur wenige Patienten mussten stationär behandelt werden. Vorsichtshalber wurden Schulen geschlossen. Vergleichbar mit der schweren EHEC-Epidemie im vergangenen Jahr seien die derzeitigen Erkrankungen nicht, sagte Zastrow. Fast 4000 bis dahin kerngesunde Menschen waren damals betroffen; mehr als 50 Patienten starben.
Behörden von Bund und Ländern ermitteln nun die Ursachen der Krankheit. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit koordiniert die Ermittlungen zur Herkunft des Essens. Das RKI habe mit Befragungen begonnen, um den Infektionsherd eingrenzen zu können, erklärte eine Sprecherin. Das Institut tausche sich derzeit mit den Ländern aus, die sich primär um die Maßnahmen kümmerten. Involviert ist auch das Bundesinstitut für Risikobewertung.
Die verbraucherpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Nicole Maisch, kritisierte unterdessen, dass noch immer ein nationaler Krisenstab mit Durchgriffsbefugnissen fehle. Die aktuellen Erkrankungen zeigten, dass Krisen nicht an Bundesländergrenzen halt machten. Dass die Behörden in den einzelnen Ländern nach eigenem Ermessen handeln, funktioniere in Krisensituationen nicht.