Stützte NS-Verbrecher Barbie die Kokainmafia?
La Paz - "Barbie war das Bindeglied zwischen Militärs, Politikern und der Drogenmafia um Roberto Suárez", sagte der Filmemacher Peter F. Müller der Deutschen Presse-Agentur in Rio de Janeiro - am 8. September läuft bei Arte ein Dokumentarfilm über das "zweite Leben Barbies" mit entsprechenden Erkenntnissen. Dabei geht es um die chaotische Phase Anfang der 80er Jahre in Bolivien. Am 17. Juli 1980 kam es zum Putsch von General Luis García Meza, die brutale Militärdiktatur finanzierte sich unter anderem über Einnahmen aus dem Kokainschmuggel - linke und kommunistische Kräfte wurden verfolgt.
Peter Müller hat zusammen mit Michael Mueller drei Jahre für den Arte-Film recherchiert und stieß dabei unter anderem auf 180 Seiten umfassende, handgeschriebene Memoiren Barbies - dort äußere sich Barbie aber nicht zu dem Thema Kokain. Der Sohn des verstorbenen bolivianischen Drogenhändlers Roberto Suárez bestätigte der dpa regelmäßige Treffen seines Vaters mit Barbie Anfang der 80er Jahre. Da Suárez wiederum Besuche von Kolumbiens Drogenboss Pablo Escobar erhielt, wird auch über Kontakte Barbie-Escobar spekuliert. Pablo Escobar wurde damals zum Großabnehmer von Koka-Paste aus Bolivien.
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Barbie ging als "Schlächter von Lyon" in die Geschichte ein. Er war dort von 1942 bis 1944 Gestapo-Chef. Ein Militärgericht verurteilte ihn in Lyon 1954 in Abwesenheit zum Tode. Der unter dem Namen Klaus Altmann in Bolivien lebende Barbie soll sehr enge Beziehungen zum Meza-Regime unterhalten und Unterstützer für den Putsch gesucht haben. "Das ist ein Kernteil unseres Films, die Verstrickung Barbies in den sogenannten Kokainputsch von García Meza", betonte Müller.
Barbie war auch zeitweise in Diensten des Bundesnachrichtendienstes und hat mit US-Geheimdiensten kooperiert. Nach Ende der Diktaturphase in Bolivien wurde Barbie 1983 an Frankreich ausgeliefert und 1987 zu lebenslanger Haft verurteilt. Er starb 1991 in Lyon.