StudiVZ: Klage von Facebook «haltlos»

Berlin (dpa) - Das Online-Netzwerk studiVZ hat den Vorwurf zurückgewiesen, bei dem amerikanischen Konkurrenten Facebook abgekupfert zu haben.
von  Abendzeitung
Webseite des Studenten-Netwerks StudiVZ.
Webseite des Studenten-Netwerks StudiVZ. © dpa

Berlin (dpa) - Das Online-Netzwerk studiVZ hat den Vorwurf zurückgewiesen, bei dem amerikanischen Konkurrenten Facebook abgekupfert zu haben.

Facebook wirft der zur Holtzbrinck-Gruppe gehörenden deutschen Plattform nach Medienberichten in einer Klage vor, das Erscheinungsbild des Netzwerks sowie Funktionen und Dienste kopiert zu haben. «Die Klage ist uns offiziell noch nicht zugestellt worden», sagte studiVZ-Chef Marcus Riecke am Montag der dpa. «Wir sehen dem weiteren Verlauf der Dinge aber gelassen entgegen.» Die in den Medien genannten Vorwürfe hatte die Plattform zuvor als «haltlos» zurückgewiesen.

Auch studiVZ hatte von den Vorwürfen erst aus den Medien erfahren. «Dass Facebook über die Presse spielt, finden wir schon sehr erstaunlich», sagte Riecke. Dies lege die Vermutung nahe, dass der Konkurrent nach fehlendem Erfolg in Deutschland es nun auf juristischem Wege versucht. «Wir haben ein hocherfolgreiches Produkt», sagte Riecke. Die Plattform studiVZ allein zähle 5,6 Millionen Nutzer, in der Summe komme man auf weit über 10 Millionen Nutzer. Das erst vor vier Monaten gestartete MeinVZ sei noch schneller als SchülerVZ gewachsen und habe heute bereits mehr als eine Million Mitglieder.

Einem Bericht der «Financial Times» vom Wochenende zufolge hat Facebook eine 116-seitige Klageschrift bei einem US-Bezirksgericht in San Jose (Kalifornien) eingereicht. Darin heiße es, dass «ein großer Teil des Erfolgs» von studiVZ «dem Kopieren und dem Missbrauch von Facebooks geistigem Eigentum geschuldet» sei. Zudem werde dem Online-Netzwerk vorgeworfen, es habe sich unrechtmäßig Daten über Facebooks Computersysteme und Netze verschafft. Facebook verlange Schadenersatz, schreibt die Zeitung.

Vorsorglich habe studiVZ am Freitag Feststellungsklage beim Landgericht Stuttgart eingereicht. Auf diesem Wege sollen deutsche Gerichte feststellen, dass die erhobenen Vorwürfe nicht zutreffend sind und gegebenenfalls Deutschland als Gerichtsstand festsetzen.

Facebook will seine Reichweite in Europa stark ausbauen. Die Plattform ist seit März neben Englisch auch auf Spanisch und Deutsch verfügbar. Im Mai zählte Facebook weltweit 65 Millionen aktive Nutzer. In Deutschland kam die Plattform im ersten Quartal auf rund 1,2 Millionen Besucher. Das Netzwerk war von dem damaligen Harvard-Studenten Mark Zuckerberg ursprünglich als studentische Plattform entwickelt worden, um besser mit den eigenen Freunden und Mitstudenten kommunizieren zu können. Allerdings war Zuckerberg pikanter Weise selbst auch schon dem Vorwurf des Ideenklaus ausgesetzt: Zwei Kommilitonen hatten für sich beansprucht, die Erfinder des Facebook-Netzes zu sein.

studiVZ wurde 2005, rund eineinhalb Jahre nach Facebook, als Studentenprojekt gestartet und war später von der Holtzbrinck-Gruppe gekauft worden. Soziale Netzwerke wie Facebook und StudiVZ gelten wegen des potenziellen Werbemarkts auf den Netzwerkseiten als hoch attraktiv. Microsoft hatte sich eine Beteiligung von 1,6 Prozent an Facebook 240 Millionen Dollar kosten lassen.

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