Studenten-Massaker in Mexiko: Demonstranten besetzen Flughafen

Die Wut entlädt sich auf der Straße: Nach dem mutmaßlichen Mord an Dutzenden Studenten in Mexiko haben Demonstranten den Flughafen der Hafenstadt Acapulco besetzt.
von  dpa

Acapulco - Sie sprühten am Montag Graffiti gegen Präsident Enrique Peña Nieto an die Wände wie "Peña verschwinde" und "Peña, Mörder". Zuvor hatten sich bewaffnete Vermummte gewalttätige Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. Dabei wurden 18 Beamte und neun Demonstranten verletzt.

Die Studenten des Lehrerseminars Ayotzinapa und die Angehörigen forderten Aufklärung über das Schicksal von 43 jungen Leuten, die Ende September im Bundesstaat Guerrero von Polizisten verschleppt und der kriminellen Organisation "Guerreros Unidos" übergeben worden waren. Zwei Bandenmitglieder haben eingeräumt, die Studenten getötet und verbrannt zu haben. Die Familien der Opfer weisen die Ermittlungsergebnisse zurück. Sie gehen davon aus, dass die jungen Leute noch am Leben sind.

Am Dienstag wollten sich die Angehörigen in Guerreros Hauptstadt Chilpancingo erneut mit Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam treffen. "Wir hoffen, dass er uns diesmal etwas anderes sagt", sagte der Sprecher der Familien, Felipe de la Cruz, der Nachrichtenagentur dpa. Außerdem solle die gemeinsame Kommission aus Behörden, Angehörigen und Menschenrechtlern gegründet werden, auf die sich die Opferfamilien bei einem Treffen mit Präsident Peña Nieto geeinigt hatten.

Menschenrechtsaktivist Pater Alejandro Solalinde sagte am Dienstag im Radiosenders MVS, die Behörden versuchten, den Fall als reine Tat der organisierten Kriminalität darzustellen. Es handele sich aber vielmehr um ein Staatsverbrechen. Zeugenaussagen zufolge hatte der Bürgermeister der Stadt Iguala den Angriff auf die Studenten angeordnet. Der Fall legt so deutlich wie selten die enge Kooperation zwischen Politikern, Sicherheitskräften und Drogenkartellen offen.

Ob die Tat jemals vollständig aufgeklärt werden kann, ist allerdings fraglich. Nur zwei am Tatort gefundene Knochen seien in einem Zustand, der eine DNA-Probe zulasse, sagte Generalstaatsanwalt Murillo Karam. Sie würden nun an der Universität Innsbruck untersucht. Die Leichen wurden mit Benzin übergossen und sollen 14 Stunden lang gebrannt haben. Nach Einschätzung der Ermittler herrschten auf dem Scheiterhaufen Temperaturen bis zu 1600 Grad. Das macht die meisten Überreste für die Analyse unbrauchbar.

Auch wenn sie noch nicht identifiziert sind, gebe es starke Hinweise, dass es sich bei den Opfern um die vermissten Studenten handele, sagte Murillo Karam. Der Chef der "Guerreros Unidos" habe in der Vernehmung von einem Anruf seines Vertreters am Tag nach der Tat berichtet. "Wir haben sie zu Asche gemacht und in den Fluss geworfen. Sie werden sie niemals finden", habe er ihm gesagt.

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