Stromausfall im Osten - Waldbrände im Westen
Heftige Gewitterstürme im Osten der USA haben Millionen Amerikaner von der Stromversorgung abgeschnitten. Bei einer Hitzewelle von 40 Grad müssen die Menschen jetzt ohne Klimaanlage und Kühlschrank auskommen.
Washington/San Francisco - Allein im Großraum Washington, wo die Unwetter in der Nacht zum Samstag am heftigsten wüteten, waren rund 1,5 Millionen Haushalte betroffen. Im benachbarten Virginia kamen mindestens zwei Menschen durch umstürzende Bäume ums Leben. Bewohner sprechen von einer der schwersten Unwetter seit Jahren.
Dagegen gibt es in den Waldbrand-Regionen im westlichen Bundesstaat Colorado einen ersten Hoffnungsschimmer: Hier erleichtern sinkende Temperaturen den Kampf gegen die Flammen. "Unsere Mannschaften machen Fortschritte, 25 Prozent der Feuer sind unter Kontrolle", sagte Tom Tidwell vom US-Forest Service am Samstag. Entwarnung könne aber noch nicht gegeben werden.
Die Gewitterstürme im Osten reichten von den Bundesstaaten Indiana bis New Jersey - insgesamt fegte der nächtliche Sturm innerhalb weniger Stunden über neun Staaten hinweg. "Ich habe so etwas noch nie erlebt", sagte ein Bewohner in Bethesda vor den Toren der Hauptstadt. "Ohne Klimaanlage - das wird ein verdammt heißer Tag", fügte er lächelnd hinzu. Zeitweise sprach der TV-Sender CNN von über vier Millionen Menschen ohne Strom.
In den Vororten von Washington und im angrenzenden Virginia waren viele Straßen durch umgestürzte Bäume blockiert. Zahlreiche Autos wurden zerstört. Die Stürme erreichten Spitzengeschwindigkeiten von über 120 Stundenkilometer.
Im Norden von Virginia sei eine Frau in ihrem Haus von einem umstürzenden Baum erschlagen worden, teilte die Polizei mit. Nach unbestätigten Berichten wurden zudem ein Autofahrer von einem umfallenden Baum getötet. In Virginia habe es überdies drei Hitzetote gegeben, berichtete die "Washington Post".
Zwar brachten die Stürme zeitweise Abkühlung - aber bereits am Samstagmorgen zogen die Temperaturen wieder kräftig. Meteorologen sagten erneut Temperaturen von fast 40 Grad voraus. In Washington wurden "Kühlungszentren" eröffnet, in denen Menschen, die zu Hause keine Klimaanlage haben, Zuflucht finden können.
Massive Stromausfälle nach Gewittern sind keine Seltenheit in den USA, sondern eher der Regelfall. Ursache sind weniger die Stürme als die marode Infrastruktur: In vielen Gegenden verlaufen die Stromleitungen noch immer oberirdisch über Masten - ein umgestürzter Baum oder ein abgebrochen Zweig kann so ein ganzes Viertel lahmlegen.
"Es ist unglaublich", ärgert sich eine Frau am Stadtrand von Washington. Aber die meisten Amerikaner nehmen es geduldig hin. Es könne Tage dauern, bis alle wieder mit Elektrizität versorgt seien, schrieb die "Washington Post".
Bei den Waldbränden in Colorado kamen bereits zwei Menschen ums Leben. Es handelt sich um die schwerste Feuerwalze in der Geschichte des Bundesstaates. 350 Häuser wurden zerstört.
US-Präsident Barack Obama sprach den Menschen am Freitag (Ortszeit) Mut zu. "Wenn Naturkatastrophen dieser Art zuschlagen, steht Amerika zusammen", sagte er in einem evakuierten Wohngebiet in Colorado Springs. Niedergebrannte Häuser und völlig ausgebrannte Autos säumten seinen Weg durch das Katastrophengebiet. "Die Zerstörung ist enorm", meinte Obama.