Strauss-Kahn vor ungewisser Zukunft

Einschaltquote von 47 Prozent: Über 13 Millionen Franzosen schauten das TV-Interview mit Strauss-Kahn im Fernsehen - und wurden enttäuscht.
dpa |
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Einschaltquote von 47 Prozent: Über 13 Millionen Franzosen schauten das TV-Interview mit Strauss-Kahn im Fernsehen - und wurden enttäuscht.

Paris - 13,4 Millionen Franzosen haben das erste TV-Interview von Ex-IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn verfolgt. Wer auf Details zur New Yorker Sex-Affäre hoffte, wurde allerdings enttäuscht. Selbst Parteifreunde kritisierten den Auftritt.

Von Lügnerinnen umringt, vielleicht sogar mit einem Komplott zu Fall gebracht: Der frühere Weltwährungsfonds-Chef sieht sich in der Affäre um angebliche Vergewaltigungsversuche vor allem als Opfer. Sein kurzes sexuelles Verhältnis mit dem New Yorker Zimmermädchen Nafissatou Diallo sei zwar ein "moralischer Fehler", aber keine Straftat gewesen, erklärte der 62-Jährige am Sonntag in seinem ersten Interview seit Bekanntwerden der Vorwürfe. Auch die Sexattacken-Vorwürfe der jungen französischen Schriftstellerin Tristane Banon bezeichnete er als unwahr.

"Ich hatte das Gefühl, dass ich niedergetreten wurde, bevor ich auch nur ein Wort sagen konnte", sagte der 62-Jährige zu seiner Festnahme im Mai in New York. Er halte es für möglich, dass man ihm eine Falle habe stellen wollen.

In Frankreich bestimmte das Interview am Montag sämtliche Nachrichtensendungen und Titelblätter der Zeitungen. Mehr als 13,4 Millionen Menschen hatten am Vorabend den Auftritt Strauss-Kahns beim Privatsender TF1 verfolgt - die Einschaltquote der Sendung lag mit 47 Prozent so hoch wie schon seit Jahren nicht mehr.

In Umfragen galt Strauss-Kahn bis zur Vergewaltigungsklage in New York als aussichtsreichster möglicher Kandidat der französischen Sozialisten bei der Präsidentenwahl im kommenden Frühjahr. Im Interview gab er jetzt erstmals öffentlich zu, dass er vorhatte, gegen den amtierenden Präsidenten Nicolas Sarkozy anzutreten. In der Zeit als Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) hatte er sich nicht zu seinen Absichten bekennen dürfen.

Die Reaktionen auf den Auftritt fielen unterschiedlich aus. Während Sozialisten-Sprecher Benoît Hamon das Interview als "nützlich und unverzichtbar" bezeichnete, kam von anderen Seiten Kritik. Der Generalsekretär der Regierungspartei UMP nannte die Sendung mit ihm "lächerlich und traurig". Dass Strauss-Kahn eine Verschwörung für möglich halte, sei schockierend. Selbst von Parteifreunden des 62-Jährigen kam Kritik. Strauss-Kahn sei nicht überzeugend gewesen, sagte Arnaud Montebourg. Er denke, dass der frühere französische Wirtschafts- und Finanzminister nun erst einmal schweigen solle, um die Wahlkampfvorbereitungen seiner Partei nicht zu belasten.

Zu der Affäre um Strauss-Kahn war es am 14. Mai während eines Aufenthalts in New York gekommen. Das Zimmermädchen Diallo hatte den 62-Jährigen wegen versuchter Vergewaltigung angezeigt und ihm vorgeworfen, sie zu Oralsex gezwungen zu haben. Strauss-Kahn wurde festgenommen und musste drei Nächte im Gefängnis verbringen. Während der Untersuchungshaft trat er als Chef des Internationalen Währungsfonds zurück.

Weil es Zweifel an der Glaubwürdigkeit der jungen Frau gab, wurde das Strafverfahren gegen Strauss-Kahn im August eingestellt, und er konnte in sein Heimatland Frankreich zurückkehren. Noch offen ist allerdings der Ausgang von strafrechtlichen Vorermittlungen im Pariser Fall Banon. Die heute 32-jährige Autorin wirft Strauss-Kahn vor, 2003 in einer Pariser Wohnung über sie hergefallen zu sein.

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