Strafprozess um weltweiten Brustimplantate-Skandal beginnt
Marseille/Paris - Im französischen Marseille beginnt ein Prozess wegen schwerer Verbrauchertäuschung und Betrugs. Angeklagt sind der Gründer des mittlerweile insolventen Unternehmens Poly Implant Prothèse (PIP), Jean-Claude Mas, sowie vier seiner früheren Mitarbeiter. Ihnen drohen bis zu fünf Jahre Haft.
Weltweit haben Chirurgen Schätzungen zufolge Hunderttausenden Frauen minderwertige Silikonkissen implantiert, betroffen sind auch zahlreiche Deutsche. Der Skandal war erst entdeckt worden, nachdem sich Hinweise auf eine erhöhte Reißanfälligkeit der Produkte häuften. Zudem gab es 2009 einen anonymen Hinweis auf den Betrug. Bis heute ist unklar, seit wann PIP nicht zugelassenes Silikon verwendete. In den Vernehmungen widersprachen sich die Angeklagten.
Der Verdacht eines möglichen Zusammenhangs zwischen PIP-Brustimplantaten und Krebserkrankungen ist bislang nicht bewiesen. Das nicht zugelassene Silikon kann aber Entzündungen auslösen, wenn es durch einen Riss austritt. Länder wie Deutschland und Frankreich haben Betroffenen in einer beispiellosen Aktion empfohlen, sich ihre Silikonkissen vorsichtshalber entfernen zu lassen.
Neben zahlreichen betroffenen Frauen ist der TÜV Rheinland an dem ersten Strafprozess als Nebenkläger beteiligt. Der deutsche Prüfdienstleister war für die Zertifizierung der Implantate und des PIP-Qualitätssicherungssystems zuständig. Er wirft PIP vor, sämtliche Hinweise auf die Verwendung nicht zugelassenen Silikons systematisch verschleiert zu haben.
In Vernehmungen hat PIP-Gründer Mas dies bereits eingeräumt. Ihm drohen weitere Prozesse wegen fahrlässiger Körperverletzung und Straftaten wie Veruntreuung von Gesellschaftsvermögen und Insolvenzbetrug. Das Urteil wird gegen Ende des Jahres erwartet.
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