Stirbt der Small Talk aus?

Die Kunst des lockeren Gesprächs ist ohnehin nicht sehr populär in Deutschland. Doch geht sie womöglich ganz verloren? Eine neue Umfrage zeigt: Besonders junge Leute meiden Small-Talk-Situationen.
dpa |
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Small Talk mit Prosecco: Gäste unterhalten sich am Rande einer Modenschau in Berlin. (Archivbild)
Small Talk mit Prosecco: Gäste unterhalten sich am Rande einer Modenschau in Berlin. (Archivbild) © picture alliance / ZB
Berlin

Die Deutschen sind und bleiben Small-Talk-Muffel. Das zeigt eine repräsentative Yougov-Umfrage im Auftrag der Sprachlernplattform Babbel. Demnach ist Small Talk - leichte, beiläufige Konversation - für viele Erwachsene in Deutschland zwar alltäglich, aber er wird oft als unangenehm empfunden.

Besonders Jüngere finden Small Talk oberflächlich oder sehen ihn sogar als Zeitverschwendung. Menschen über 55 fühlen sich weit wohler dabei.

Der Aussage "Ich fühle mich in Small-Talk-Situationen besonders wohl, weil ich nicht zu viel von mir selbst preisgeben muss" stimmen insgesamt 39 Prozent zu. Bei den Jüngeren (18 bis 24 Jahre) sind es jedoch nur 24 Prozent, bei den Menschen ab 55 Jahren immerhin 44 Prozent. 

Der Aussage "Ich fühle mich in Small-Talk-Situationen unwohl" stimmen 48 Prozent der Jüngeren zu, bei den über 55-Jährigen sind es lediglich 17 Prozent. Insgesamt sind es 24 Prozent.

Junge Erwachsene, die sich online oft sicher bewegen, scheinen also im direkten Gespräch ins Straucheln zu geraten. Für die sogenannte Generation Z (grob gesagt die 1995 bis 2010 Geborenen) scheint die spontane Unterhaltung im echten Leben eher eine Herausforderung zu sein als für Boomer. 

Die sogenannte Gen Z meidet häufiger Small-Talk-Situationen

18- bis 24-Jährige bewerten Small Talk auch am häufigsten als oberflächlich (rund 43 Prozent) und als zeitverschwendend (40 Prozent). Rund 39 Prozent von ihnen bejahen außerdem die Aussage "Ich versuche, Small-Talk-Situationen so oft es geht zu vermeiden". Bei den über 55-Jährigen sind es nur 21 Prozent.

Insgesamt offenbart die Umfrage eine ambivalente Haltung: So wird Small Talk als wichtiges Mittel zur sozialen Verbindung und beruflichen Kommunikation und als eine Art Türöffner gesehen, aber eben auch als oberflächlich betrachtet. Das würde man in den USA oder in England wohl seltener so hören.

Sex als Small-Talk-Thema ist nicht für alle tabu

Die Umfrage mit mehr als 2.000 Befragten ermittelte noch anderes Auffälliges:

  • Männer (30 Prozent) geben häufiger an, Small Talk zu vermeiden als Frauen (24 Prozent). Sie empfinden ihn auch öfter als Zeitverschwendung (25 versus 19 Prozent).
  • Die Studie zeigt Vorlieben: Wetter steht als Small-Talk-Thema klassisch oben, gefolgt von Freizeit und Reisen – Themen, die als unverfänglich gelten. Persönlichere Inhalte wie Sexualität, Finanzen oder Beziehungen werden dagegen als zu heikel für ein lockeres Gespräch empfunden.
  • Jüngere halten intimere Themen häufiger für "geeignet", während Ältere eher zu Klassikern wie Wetter und Sport greifen. So sagen etwa 28 Prozent der 18- bis 24-Jährigen "Beziehung und Partnerschaft" seien "geeignet" als Small-Talk-Thema; bei den Menschen über 55 sind es nur 17 Prozent.
  • "Sexualität" finden immerhin 12 Prozent der jungen Erwachsenen als Small-Talk-Thema "geeignet", in der Ü55-Gruppe sind es nur 8 Prozent. Beim Thema Sex erscheinen die 25- bis 34-Jährigen am offensten: 17 Prozent in dieser Altersgruppe finden es für eine kleine Konversation "geeignet".

Die Sprachexpertin Maren Pauli (Head of Didactics) vom Auftraggeber Babbel ordnet die Ergebnisse wie folgt ein: "Wer in sozialen Medien daran gewöhnt ist, schnell auf den Punkt zu kommen oder sehr persönliche Inhalte zu teilen, empfindet Small Talk im echten Leben oft als Hürde – nicht als Hilfe." 

Außerdem sagt Pauli: "Junge Menschen haben scheinbar weniger Erfahrung mit spontanen Gesprächen im analogen Raum – das legt nahe, dass sie sich im direkten Austausch unsicherer fühlen."

Hinweis: Diese Meldung ist Teil eines automatisierten Angebots der nach strengen journalistischen Regeln arbeitenden Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sie wird von der AZ-Onlineredaktion nicht bearbeitet oder geprüft. Fragen und Hinweise bitte an feedback@az-muenchen.de

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