Stiftung Warentest prüft Bahnhöfe: Die Abzocke am Schalter

Die Stiftung Warentest hat die Preisberatung an 19 deutschen Bahnhöfen getestet und kommt zu einem verheerenden Urteil: Viele Kunden werden schlecht beraten und zahlen mehr als nötig
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Stiftung Warentest: Kein einziges Reisezentrum schneidet besser als „befriedigend“ ab
dpa Stiftung Warentest: Kein einziges Reisezentrum schneidet besser als „befriedigend“ ab

Die Stiftung Warentest hat die Preisberatung an 19 deutschen Bahnhöfen getestet und kommt zu einem verheerenden Urteil: Viele Kunden werden schlecht beraten und zahlen mehr als nötig

MÜNCHEN Bahnfahren ist nicht gerade ein Spaß. Mal sind die Züge verspätet oder total überfüllt, mal gehen Reservierungsdaten verloren, das Klo ist abgesperrt, oder ganze Waggons fehlen... Das wäre eigentlich schon genug Ärger. Doch obendrein werden viele Bahn-Kunden beim Fahrkartenkauf eiskalt abgezockt.

Die Stiftung Warentest hat die Preisberatung an 19 deutschen Bahnhöfen getestet und kommt zu einem verheerenden Urteil: Kein einziges Reisezentrum schneidet besser als „befriedigend“ ab, viele Infostellen bekommen sogar nur ein „ausreichend“. In München gab’s für Beratungsqualität, Informationsangebot und Kundenorientierung auch nur ein „befriedigend“.

Der krasseste Abzock-Fall: Ein Bremer Bahnmitarbeiter verkaufte einem Tester für eine Fahrt ins 200 Kilometer entfernte Warburg und zurück eine Intercity-Fahrkarte für 228 Euro. Was er verschwieg: Es hätte auch einen Regionalzug gegeben, der nur eine halbe Stunde länger braucht. Kostenpunkt: 41 Euro! Der Fahrgast hat also 187 Euro zuviel bezahlt!

Auch an den anderen getesteten Bahnhöfen wollten die Berater ihren Kunden zuerst die Karten für teure ICE-Züge verkaufen, auch wenn auf den Strecken billigere ICs oder Regionalbahnen verkehren. Wenige Kundenberater empfahlen außerdem eine Kombination mit der Bahncard 25, die sich schon bei wenigen Fernfahrten im Jahr rechnet.

Ähnliches berichten die ZDF-Reporter Christian Esser und Astrid Randerath. Sie sprachen für ihr „Schwarzbuch Deutsche Bahn“ mit einem Kundenberater. Er berichtete, dass er angehalten ist, möglichst viele Tickets für die erste Klasse und möglichst immer Reservierungen zu verkaufen. Es würden gezielt Textbausteine trainiert, zum Beispiel: „Wo darf ich für Sie reservieren?“ und nicht etwa „Wollen Sie reservieren?“

Vorsicht auch vor dem so genannten „Bedienzuschlag“: Der wurde zwar offiziell von der Bahn beerdigt, es gibt ihn aber versteckt immer noch. Zum Beispiel kostet das „Schönes-Wochenende-Ticket“ am Schalter zwei Euro mehr. Einziger Ausweg: Im Internet oder am Automaten kaufen. Der Automat gibt auch nicht automatisch teure Züge vor, sondern fragt nach. Nur: Gerade ältere Kunden haben keinen Internetzugang, und mit der komplizierten Bedienungsführung am Automaten kommen auch Junge nur schwer zurecht. Annette Zoch

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