Steinkohle AG stellt 3600 Mitarbeiter frei

Die Deutsche Steinkohle AG arbeitet nach der Erschütterung im Saarland zunächst nur mit einer Notbelegschaft weiter. Das Erdbeben verursachte mehr als 100 Schäden an Gebäuden.
Nach dem Erdbeben der Stärke 4,0 vom Samstag hat die RAG Deutsche Steinkohle AG den Kohleabbau im betroffenen Gebiet Primsmulde Süd vorerst eingestellt. Aus dem Gebiet Primsmulde Süd holt das Unternehmen weit mehr als die Hälfte seiner Kohleförderung im Saarland.
Die Steinkohle AG stellte bis auf Weiteres fast 3600 ihrer Mitarbeiter frei. Lediglich eine Notbelegschaft von rund 100 Menschen sei für die Aufrechterhaltung der Grubensicherheit noch erforderlich, teilte eine Sprecherin am Sonntag mit.
In den nächsten Tagen müsse entschieden werden, ob Kurzarbeit angemeldet werde. Dann hätten die Bergleute mit massiven Einkommenseinbußen zu rechnen. Andernfalls könne die Freistellung auch mit Urlaub oder Überstunden verrechnet werden.
Steinkohle AG beauftragt Gutachter
Das Erdbeben, das am Samstag Teile des Saarlandes erschüttert hatte, war das stärkste jemals durch Kohleabbau im Saarland ausgelöste Beben. Dabei gab es nach Angaben der Polizei in Saarbrücken Sachschäden an mehr als 100 Gebäuden, es wurde aber niemand verletzt. Das Epizentrum des Erdbebens lag in Saarwellingen (Landkreis Saarlouis). Die Deutsche Steinkohle AG will nun Gutachter einsetzen, um die Ursache der Erschütterung schnellstmöglich zu klären, sagte eine Sprecherin. Bis dahin soll der Kohleabbau ruhen.
Stromausfall in Saarlouis
Durch das Beben wurde eine Kirche in Saarwellingen beschädigt. Mehrere Ornamente fielen im Eingangsbereich auf den Boden. Die Kirche ist jedoch vermutlich nicht einsturzgefährdet. Ein Auto wurde von Teilen eines herabstürzenden Schornsteins getroffen. Meist handele es sich bei den Schäden um locker gewordene Schornsteine oder herabgefallene Dachziegel, berichtete die Polizei in Saarlouis. In Teilen der Stadt fiel der Strom aus. Das Beben sei im ganzen Landkreis Saarlouis zu spüren gewesen. In der Region gibt es immer wieder Beben durch den Bergbau, allein in diesem Jahr mehr als 30. Das bislang stärkste Beben wurde am 3. Januar gemessen und hatte eine Stärke von 3,4. Die für die Beurteilung der Folgen wichtige Schwinggeschwindigkeit erreichte damals 42,3 Millimeter pro Sekunde. Das jetzige Beben übertraf diesen Wert mit bis zu 93,5 Millimeter pro Sekunde deutlich.
Proteste gegen den Bergbau
Erst Anfang der Woche hatte der saarländische Ministerpräsident Peter Müller (CDU) seine Forderung nach einem raschen Ausstieg aus dem Steinkohlebergbau an der Saar bekräftigt. Angesichts der häufigen Beben sei die Deutsche Steinkohle AG gefordert, ein schnelles Ende herbeizuführen. «Die Ereignisse sind aufgrund ihrer Zahl und Intensität den Betroffenen auf Dauer nicht zuzumuten», hieß es in der Mitteilung vom Montag. Die Deutsche Steinkohle AG lehnt einen schnellen Ausstieg ab. Ein sozialverträgliches Ende sei vor 2014 nicht umsetzbar. Gegen den Bergbau gibt es im Saarland auch regelmäßig Demonstrationen. Die Betroffenen klagen, die Beben entwerteten und zerstörten ihr Eigentum und zehrten täglich an den Nerven von mehr als 100.000 Menschen. Die Stärke des Erdbebens am Samstag wurde vom Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau in Freiburg zunächst mit 3,9 und dann mit 4,0 angegeben. Die Erschütterungen seien im Bergwerk Saar im Feld Primsmulde Süd in einer Tiefe von etwa 1500 Metern aufgetreten. (dpa)