Stein auf Stein: Münchner baut Schule in seiner Heimat Ghana

Bald soll das Projekt des Otto-Lang-Vereins starten. Doch Corona verzögert die Einweihung - jetzt gilt es: Abwarten und von Deutschland aus die Finanzierung sichern.
von  Rosemarie Vielreicher
Ibrahim Ismael packt auf der Baustelle mit an. Mit dabei: die Lederhose aus der neuen Heimat.
Ibrahim Ismael packt auf der Baustelle mit an. Mit dabei: die Lederhose aus der neuen Heimat. © privat

In diesen Corona-Tagen klingen viele mürrisch, gefrustet, verunsichert. Ibrahim Ismaels Stimme dagegen ist am Telefon fröhlich, sympathisch, offen. Und das obwohl die Pandemie den Alltag des Familienvaters genauso wie bei allen anderen durchkreuzt hat - und oben drauf sein Herzensprojekt: Der 45-Jährige baut seit 2017 eine Schule in Bawku in seiner Heimat Ghana.

Dafür hat er zusammen mit seiner Familie und Freunden schon Tausende Euro an Spenden gesammelt, hat selbst mitgewerkelt und viel organisiert. Normalerweise, ohne Corona-Krise, würde er bald Einweihung feiern, Kinder könnten in seiner Primary-Schule pauken und damit einen Grundstein für ihre Zukunft legen.

2017: Die Bauarbeiten beginnen.
2017: Die Bauarbeiten beginnen. © privat

Tausende Euro für eine Schule

Die Eröffnung hängt jetzt erst einmal in der Corona-Warteschleife. Denn auch in Ghana findet an Grundschulen momentan kein Unterricht statt. Der Präsident will sie bis mindestens Januar 2021 geschlossen lassen, hieß es zuletzt. 320 Erkrankte sind laut Johns-Hopkins-Universität in Ghana bisher am Coronavirus gestorben.

Und trotzdem: Ibrahim Ismael lässt sich nicht entmutigen. Er wirkt bodenständig, hätte sich vielleicht selbst nicht an die Abendzeitung gewendet. Doch seine Schwiegermama freute sich über ein AZ-Interview zum Kenia-Engagement von Prinz Ludwig von Bayern und dachte sich: Ihr Schwiegersohn ist zwar kein Prinz, aber er hat auch ohne Titel oder prominente Unterstützung schon viel erreicht.

März 2020: Die stolzen Arbeiter stehen vor dem mehrstöckigen Gebäude.
März 2020: Die stolzen Arbeiter stehen vor dem mehrstöckigen Gebäude. © privat

Ein Erfolg für die ganze Familie

Seine Familie und er haben 2013 den Otto-Lang-Verein gegründet und mit Spenden - unter anderem vom Bayerischen Bauernverband und den Kunden von Karstadt Feinkost am Nordbad - den Bau der zweistöckigen Schule mit acht Klassenzimmern finanziert. Rund 350 Kinder sollen dort unterrichtet werden.

Die Idee dazu kam so: "Ich war mit meinem Schwiegervater in Ghana und die Kinder haben zu ihm gesagt: Wir brauchen Hilfe, wir brauchen eine Schule", erzählt der 45-Jährige. Die Antwort seines Schwiegervaters Otto Lang aus München sei damals gewesen: "Kein Problem. Das mach' ma."

Das war 2009. Der Besuch aus Deutschland hielt Wort. 2017 ging der Bau los. Schon im Januar 2019 bekamen die Initiatoren die ersten Anmeldungen, obwohl das Gebäude noch nicht einmal fertig war.

Ismael kam 1996 als politischer Flüchtling nach München, er hat hier eine neue Heimat gefunden, ist verheiratet, hat zwei Kinder.

So schaut Vorfreude aufs Lernen aus.
So schaut Vorfreude aufs Lernen aus. © privat

Unvergessene Heimat Ghana

Ghana ist deswegen aber nicht vergessen. Seine Mutter lebt immer noch dort. "Sie ist stolz und glücklich über unser Projekt", erzählt er der AZ. Schließlich schafft ihr Sohn einen Bildungsplatz für Hunderte Kinder in Bawku, der Ort liegt ganz nah an der Grenze zur früheren deutschen Kolonie Togo in Westafrika.

Momentan werde die Zeit genutzt, um letzte Arbeiten an Fenstern und Türen sowie Putzarbeiten zu erledigen. Stand Oktober fehlten noch 5000Euro, um den Bau abzuschließen, heißt es auf der Homepage des Otto-Lang-Vereins.

Der Verein beschreibt seine Vision so: "Die Kinder sollen eine moderne Ausbildung nach europäischem Vorbild bekommen. Damit soll ihnen der Start in ein selbstständiges, freies Leben ermöglicht werden."

Losgehen soll es, sobald Corona es zulässt. Wie fröhlich wird Ibrahim Ismael erst klingen, wenn dann Leben in seine Schule einkehrt.


Der Otto-Lang-Verein braucht weiterhin Unterstützung und freut sich über Zuwendungen.
Man kann Vereinsmitglied werden, aber genauso Lehrer-Patenschaften übernehmen, damit deren Gehalt (350 Euro im Monat) garantiert werden kann. 30 Euro pro Monat kostet das Schulmaterial für ein Kind.
Konto des Vereins: Münchner Bank, IBAN: DE04 7019 0000 0001 8923 55

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