Start in die «fünfte Jahreszeit»

Hamburg (dpa) - Nach einer neunmonatigen Durststrecke haben die Narren am Dienstag um 11.11 Uhr auf den Beginn der neuen Karnevalssession angestoßen.
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Karnevalisten vor dem Dom in Köln.
dpa Karnevalisten vor dem Dom in Köln.

Hamburg (dpa) - Nach einer neunmonatigen Durststrecke haben die Narren am Dienstag um 11.11 Uhr auf den Beginn der neuen Karnevalssession angestoßen.

In Köln und Düsseldorf, wo es am Morgen noch in Strömen geregnet hatte, brach pünktlich zum Auftakt der «fünften Jahreszeit» die Sonne durch. Viele Fans hatten den Karnevalsauftakt diesmal besonders ungeduldig erwartet, da der Spaß in diesem Jahr schon am 6. Februar zu Ende gegangen war - so früh wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Und nicht nur am Rhein wurde kräftig gefeiert, auch in Baden-Württemberg stürmten die Narren die Rathäuser.

Die schlechten Wirtschaftsdaten könnten den Jecken die Stimmung nicht vermiesen, sagte der Kölner Karnevalsprinz Hans-Georg Haumann der Deutschen Presse-Agentur dpa. «In Krisenzeiten wollen die Leute gerade besonders feiern.»

Der Heumarkt, ein zentraler Platz in der Kölner Altstadt, war übervoll mit bunt kostümierten Karnevalisten. In Düsseldorf erwachte der Ur-Narr Hoppeditz alias Tom Bauer, um sogleich über das Banken- Fiasko herzuziehen: «Schluss jetz mit de Eskapade in dem Selbstbedienungslade!» Auch Verona Pooths Ehemann Franjo und die entlassenen Düsseldorfer Sparkassen-Chefs bekamen nach dem Bestechungsskandal um großzügige Geschenke und geplatzte Millionenkredite ihr Fett weg. Eine Stichelei gegen die rheinaufwärts gelegene größere Nachbarstadt durfte nicht fehlen: «Über Düsseldorf lacht die Sonne, über Köln die ganze Welt.»

In Mainz begann das bunte Treiben mit der traditionellen Verlesung der «närrischen Grundgesetze». Auch außerhalb der rheinischen Hochburgen setzte am Dienstag wieder das große Schunkeln ein. Mit dem hochpolitischen Ruf «Wir sind das Volk, wir wollen rein» stürmten die Berliner Narren das Rote Rathaus.

Auch im Süden der Republik eroberten die Fastnachter die Rathäuser: Im württembergischen Stuttgart eröffneten etwa 40 Narren mit Flöten, Trompeten, Trommeln und schräger Guggenmusik die närrische Zeit. Freiburger Narren starteten in die fünfte Saison mit dem traditionellen Fassanstich auf dem Rathausplatz.

In Baden übernahmen die Narren in vielen Orten ebenfalls am Dienstag die Regentschaft, weil sie sich mit ihrem Festkalender am Rheinland orientieren - und dementsprechend ähnlich wie in den rheinischen Karnevalshochburgen das Rathaus stürmen. In der schwäbisch-alemannischen Fastnacht spielt der 11.11. dagegen traditionell keine größere Rolle. Dort beginnt närrische Saison für die meisten erst am 6. Januar, dem Dreikönigstag. Auch in der benachbarten Schweiz, in Zürich, gab es erste zaghafte Versuche, Fasnachtstimmung zu erzeugen.

Im Kölner Dreigestirn gibt es in diesem Jahr eine besondere Kuriosität: Im wirklichen Leben ist der Bauer der Chef des Prinzen. Das sei aber gar kein Problem, sagte der Prinz: «Das ist ja genau der Ursprung des Karnevals: In der Karnevalszeit wird der Vorgesetzte zum Untertan und der Untertan zum Vorgesetzten.»

Das Dreigestirn aus Prinz, Bauer und Jungfrau unterschrieb am Vormittag einen Vertrag, in dem seine Rechte und Pflichten festgelegt sind, zum Beispiel dass es keine Schleichwerbung machen darf. «In dem Vertrag wird einfach noch mal deutlich gemacht: Hier geht es um was Ernstes», sagte Sigrid Krebs vom Festkomitee des Kölner Karnevals. «Denn die drei übernehmen ja vorübergehend das Amt des Oberbürgermeisters.» Krebs hob hervor, dass sie bis zum frühen Nachmittag noch keinen einzigen Betrunkenen gesehen habe: «Um leidenschaftlich Karneval zu feiern, braucht man keinen Alkohol», betonte sie.

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