Spielzeug-Expertin Alexandra Caterbow: „Vorsicht vor den Zinnsoldaten vom Opa“

Alexandra Caterbow (38) ist Expertin für Chemikalien in Spielzeug, informiert Eltern in Kursen und kämpft für eine härtere EU-Richtlinie. Im AZ-Interview erklärt sie, warum Kinder durch die Gesetzeslage nicht ausreichend vor Chemie geschützt sind.
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Alexandra Caterbow (38) ist Expertin für Chemikalien in Spielzeug, informiert Eltern in Kursen und kämpft für eine härtere EU-Richtlinie. Im AZ-Interview erklärt sie, warum Kinder durch die Gesetzeslage nicht ausreichend vor Chemie geschützt sind.

AZ: Frau Caterbow, vergifte ich mein Kind, wenn ich Spielzeug schenke?

ALEXANDRA CATERBOW: Kann passieren. Wir haben mit der neuen EU-Richtlinie für Spielzeug zwar einen Standard. Der schützt unsere Kinder aber nicht ausreichend.

Wieso nicht?

Ein Beispiel ist der Schwermetallgehalt. Laut der neuen Regelung darf sich künftig sogar mehr Blei im Spielzeug befinden als vor der Änderung 2008. Giftige Substanzen wie krebserregende Stoffe sind zwar in den zugänglichen Teilen verboten. Im Spielzeug und indirekt über das Chemikalienrecht sind sie erlaubt, da die dort definierten Grenzwerte auch für Spielzeug gelten.

Handelt es sich da nicht nur um Ramsch aus Asien?

Keineswegs! Öko-Test hat aktuell Spielzeug getestet. Deutsche Hersteller wie Haba, Sigikid oder Schleich sind mit „ungenügend“ durchgefallen. Giftige Aufheller, Weichmacher und krebserregendes Chlor wurden festgestellt.

Was kann da passieren?

Bromierte Flammschutzmittel, die das Fell von Teddybären schützen sollen, stören die Entwicklung des Kindes, Formaldehyd (in Lacken und Farben) ist krebserregend, das sehr giftige Anilin – oft in Puppen verwendet – schädigt das Erbgut. Die Liste ist leider lang. Und all diese Stoffe wurden schon im Spielzeug gefunden.

Wie kann ich mich und mein Kind schützen?

Ich befasse mich bei der Organisation „Women in Europe for a Common Future“ seit drei Jahren mit diesem Thema. Neben den Tipps in dieser AZ (siehe oben) haben wir einen Ratgeber entwickelt (kostenloser Download unter www.safe-toys.eu).

Wie ist es mit altem Spielzeug, das ich bereits besitze?

Man kann sagen: Ältere oder Second-Hand-Ware ist eher unbedenklich, weil viele Schadstoffe schlichtweg schon raus sind. Aber Vorsicht vor den Zinnsoldaten vom Opa oder Spielsachen aus den 70er und 80er Jahren. Viele Chemikalien wurden in dieser Zeit erst entdeckt bzw. sind erst seit kurzem verboten.

Was wollen Sie konkret verändern?

Ich kämpfe mit unserer Organisation für eine neue, strengere EU-Spielzeug-Richtlinie. Außerdem sitze ich in einem Gremium, das den „Blauen Engel“ vergibt. Ein Siegel, dem Sie übrigens vertrauen können! Es gibt das Zeichen jetzt für Holzspielzeug, aber keine Firma hat es bisher erworben.

Interview: Christoph Maier

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