So viel CO2 hängt am Essen: Schnitzel als Klimakiller

Bei der Herstellung eines Rindersteaks wird so viel CO2 verbraucht, wie bei einer Lampe, die zwei Tage brennt! Um die Klimafolgen von Landwirtschaft und Lebensmittelherstellung ist ein nun Streit entbrannt.
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Bei der Herstellung eines Schnitzels wird viel CO2 erzeugt
Thomas Gaulke Bei der Herstellung eines Schnitzels wird viel CO2 erzeugt

MÜNCHEN - Bei der Herstellung eines Rindersteaks wird so viel CO2 verbraucht, wie bei einer Lampe, die zwei Tage brennt! Um die Klimafolgen von Landwirtschaft und Lebensmittelherstellung ist ein nun Streit entbrannt.

Was haben diese drei Dinge gemeinsam: ein 200-Gramm-Rindersteak, eine 20-Kilometer-Spritztour mit dem VW Golf und eine 100-Watt-Glühbirne, die zwei Tage lang brennt? Wissen Sie nicht? Macht nichts. Wer denkt schon beim Mittagessen an den Kohlendioxid-Ausstoß, der damit verbunden ist?

Stolze 2,7 Kilo CO2 fallen bei der Herstellung des Rindersteaks an – ebensoviel wie bei einer Autofahrt vom einen Ende Münchens zum anderen. Oder bei einer Lampe, die zwei Tage lang Licht spendet.

Eine Tatsache, die zu Beginn der „Grünen Woche“ in Berlin zu einem hitzigen Streit geführt hat. Am Freitag eröffnete Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner die Lebensmittelschau. Schon zuvor hatte sie die Diskussion um den Klimaschaden angeheizt, den die Lebensmittelproduktion in Deutschland hervorruft – und sich die Landwirtschaft als Sündenbock ausgeguckt. „Langfristig“, mahnte die CSU-Politikerin, „muss man die Klimaeffizienz in der Agrarproduktion verbessern.“

Ein Vorschlag, der Bauernpräsident Gerd Sonnleitner erzürnt. Die Agrarbranche sei die einzige, die klimaschädliches CO2 binde. Seit 1990 hätten die Landwirte „die Emissionen um 17 Prozent verringert“, rechnet Sonnleitner vor.

Nichtsdestotrotz sei die Landwirtschaft noch immer für ein Siebtel der Treibhausemissionen in Deutschland verantwortlich, heißt es in Aigners Ministerium. Umweltschützer kritisieren: Vor allem die Produktion von Fleisch und anderen Tierprodukten sei ein Klimakiller.

„Um Milch, ein Steak oder Käse herzustellen, ist das Vielfache an Energie, Ackerfläche und Dünger nötig als für ein Kilo Feldgemüse“, sagt Andreas Grabolle von der Klimaschutzinitiative „CO2-Online“. Denn überall fällt dabei Kohlendioxid an: Düngung setzt Klimagase im Boden frei. Bei der Umwandlung von Grünland in Weideland entweicht CO2 aus dem Boden. Die Erzeugung der Energie für die Haltung der Tiere gefährdet das Klima durch CO2-Emissionen.

Der größte Schaden entsteht dabei in der Rinderzucht. Jede Kuh pupst und rülpst und schickt damit Methangas in die Atmosphäre – ein Klimakiller noch schlimmer als CO2.

Was heißt das für die Klimabilanz bei Lebensmitteln? Umgerechnet verursacht Jedes Rindersteak mehr CO2 als ein Schnitzel vom Schwein (siehe Tabelle). Überhaupt ist alles, was von der Kuh stammt, eher mies fürs Klima. Milch etwa, vor allem aber Butter. „Um sie herzustellen, braucht man sehr viel Milch“, sagt Klima-Experte Grabolle.

Auch Fertigwaren und Tiefgekühltes sind Klimakiller. Bei ihnen schlägt der hohe Energieaufwand zu Buche. Eher gering sei in der Regel der Transportanteil am CO2-Ausstoß. „Bei Tiefkühl-Geflügel etwa macht das nur zwei Prozent aus“, sagt Grabolle.

Wolle man in der Landwirtschaft CO2 reduzieren, müsste man denn auch eher das Düngen reduzieren, meint der Experte. Oder die Umwandlung von Moorgebieten in Ackerfläche verbieten. Dabei wird besonders viel Klimagas frei.

Ilse Aigner will demnächst mit ihren Ministerkollegen aus anderen Staaten ein Arbeitsprogramm zum Klimawandel entwerfen. Verbraucherschützer setzen dagegen auf die Konsumenten. Ihr Rat: Weniger Fleisch essen. Das gelte vor allem für Männer: 30 statt bisher 60 Kilo pro Jahr seien genug (siehe Kasten).

Andreas Jalsovec

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