So stellen Sie die Weichen für eine sichere Zukunft

Es gibt ihn tatsächlich, den Beruf ohne Langeweile oder Monotonie: Als Zugverkehrssteuerer (ZVS) stellt man Weichen und Signale für den Zugverkehr, beispielsweise rund um Feldmoching. Außerdem kann man sich täglich auf den Zusammenhalt einer großen Familie verlassen. Mit einem von Beginn an guten Gehalt, der Wahl zwischen mehr Lohn oder mehr Freizeit und mit Zuschlägen für Schichtarbeit. Man kann auch Wunschschichten wählen oder bis zu 45 Urlaubstage. Darüber hinaus werden viele weitere Vorteile und Vergünstigungen geboten.
Davon konnte sich die Abendzeitung bei einem Bewerbertag für Quereinsteiger im Stellwerk München-Feldmoching überzeugen. Dieser Bewerbertag findet immer dienstags statt.
Hinter den Kulissen des Zugverkehrs
Am Relaisstellwerk in München-Feldmoching erwarten Roman Bittrich von der Abteilung Personalgewinnung und Notfall-Management sowie Maximilian Mayer, ausgebildeter Zugverkehrssteuerer und Fachtrainer, fünf Bewerber. Zwei Frauen und drei Männer sind es diesmal, eine Dame ist über 50.
Das Alter spielt keine Rolle.

Und Mayer ergänzt: "Einzige Voraussetzung für die anspruchsvolle Tätigkeit ist ein bestandener Gesundheitscheck, der regelmäßig erfolgt: bis zum vierzigsten Lebensjahr alle fünf Jahre und über Vierzig alle drei Jahre."
Das Betriebsklima ist familiär
Zusammen mit dem diensthabenden Zugverkehrssteuerer Christian Hausl erklären die beiden, was in diesem Stellwerk zu sehen ist und worin die Aufgaben von Zugverkehrssteuerern bestehen. Dabei merkt man deutlich, wie viel Freude und auch Stolz mitschwingt, wenn die drei sich als "Familienmitglieder der Bahn" bezeichnen.
Für die Bahn zu arbeiten – ganz gleich, in welchem Bereich – fühlt sich tatsächlich besonders an. Man spürt Zusammenhalt und Sicherheit – das ist wirklich ein bisschen wie in einer Familie. Deshalb finden Berufswechsel von Bahnkollegen auch überwiegend innerhalb der Bereiche der Bahn statt.
Tatsächlich befinden sich unter den aktuellen Bewerbern auch eine Kollegin und ein Kollege aus anderen Abteilungen. Nach langer Zeit im Vertrieb wünschen sich beide eine neue Herausforderung: nach der entsprechenden Einarbeitungszeit – diese beträgt je nach Voraussetzung 97 Tage oder mehr – Verantwortung als Zugverkehrssteuerer zu übernehmen.

Ohne sie wird sich dann in den ihnen anvertrauten Stellwerken nichts mehr bewegen: Sie werden jeden Bahnübergang, jede Weiche und die Signale im Blick haben und für einen reibungslosen Ablauf sorgen. Dabei stehen Zugverkehrssteuerer oft auch in Kontakt mit den Lokführern. Kommuniziert wird beispielsweise, welches Gleis gerade frei ist, ob losgefahren oder wo "geparkt" werden kann. Auch wird gesteuert, an welcher Stelle genau der Zug halten muss. Dafür muss ein Zugverkehrssteuerer wissen, wie lang der Zug ist – und natürlich den exakten Fahrplan kennen. Der liegt zusätzlich über dem Pult aus.
Die Ausbildung zum Zugverkehrssteuerer
Insgesamt lernt man alle Regelwerke und Richtlinien beziehungsweise Vorschriften für die planmäßige Durchführung der täglichen Zugfahrten. In der Ausbildung wird man außerdem mit allen Arbeiten auf einem Stellwerk und der Abwicklung von Zugfahrten vertraut gemacht.
Man lernt schrittweise unterschiedliche Stellwerkstechniken kennen und wie man die Stellwerke bedient: von mechanischen und elektromechanischen Stellwerken über Relaisstellwerke – wie jenes in Feldmoching – bis hin zu elektronischen Stellwerken.
Der Beruf bietet eine Vielzahl an Entwicklungsmöglichkeiten
Nach der Art und Größe des Stellwerks richtet sich auch der Verdienst. Die Entwicklungsmöglichkeiten können sich ebenfalls sehen lassen, etwa die Weiterqualifizierung zum Fachwirt für den Bahnbetrieb. Die strebt Hausl gerade an.

Voraussetzungen eines Quereinstiegs
Natürlich gibt es einige Voraussetzungen, die man als Quereinsteiger für den Beruf mitbringen muss: Deutschkenntnisse in Wort und Schrift (ab B2-Niveau), mindestens einen (qualifizierten) Hauptschulabschluss und eine erfolgreich abgeschlossene Berufsausbildung oder ein abgeschlossenes Studium – jeweils unabhängig der Fachrichtung.
Mitbringen muss man auch Flexibilität und die Bereitschaft zum Schichtdienst (Nacht-, Wochenend-, Feiertagsarbeit), wobei aber die eigene Work-Life-Balance nicht zu kurz kommt: Die Schichten kann man, wie schon erwähnt, auf Wunsch wählen – ebenso, wie zwischen mehr Lohn oder mehr Freizeit. Wichtige Voraussetzungen sind auch Konzentrationsvermögen und die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen.
Bei Problemen muss man schnell handeln
Wenn es zu Störungen im Betrieb kommt, sei es durch technische Defekte, wetterbedingt oder auch durch Personen auf den Gleisen, sind Konzentration und schnelles Handeln – die Grundvoraussetzung für diesen Beruf – natürlich besonders gefragt. Denn dann muss eines der Störfallkonzepte umgesetzt werden, die man in der Ausbildung so intensiv lernt, dass sie bald verinnerlicht sind. Schließlich geht es darum, den Fahrbetrieb trotz der Störung möglichst aufrecht zu erhalten und daraus entstehende Verspätungen der Züge so gering wie möglich zu halten.

Tatsächlich zeigt sich während des AZ-Besuches, dass solche Verspätungen auch durch Passanten oder Autofahrer verursacht werden können, die schnell noch über die Gleise wollen, auch wenn sich die Schranke gerade schließt. Was für den gesunden Menschenverstand nicht nachvollziehbar erscheint, kommt immer wieder vor.
Es gibt kein Problem, sondern nur Lösungen
Zugverkehrssteuerer Hausl sieht das ganz unaufgeregt als Problem, zu dessen Lösung er gut ausgebildet ist. "Sieht" im wahrsten Sinne, denn das Geschehen im Gleisbereich wird nicht nur auf drei Monitoren abgebildet, der Zugverkehrssteuerer hat vor allem von seiner Kommandobrücke aus den perfekten Überblick. Jede Sekunde, die ein Zug auch wegen solcher Vorkommnisse länger auf die Durch- oder Abfahrt warten muss, verzögert den gesamten Ablauf.

Schließlich sind es Hunderte von Bahnübergängen alleine im Großraum München. Und was ist eigentlich mit der Überwachung der Abläufe, wenn Hausl einmal ein menschliches Bedürfnis verspürt und auf die Toilette muss? Die ist praktischerweise zwar nah, aber trotzdem: Was passiert in den Minuten seiner Abwesenheit?
Im Stellwerk werden "Zugpausen" genutzt. Der Zugverkehrssteuerer kennt seinen Bahnhofsfahrplan und kann sich so darauf einstellen.
Auf den Menschen ist Verlass
Auf die Technik alleine verlässt man sich grundsätzlich nicht. Manuelle sowie analoge Abläufe sind noch ein wichtiger Bestandteil in der Ausübung dieses wie auch anderer wichtiger Berufe bei der Bahn. Davon gibt es viele, die auch für Quereinsteiger geeignet sind: vom Lokführer im Personenverkehr oder im Güterverkehr bis zum Lokrangierführer oder Zugbereitsteller im Personenverkehr.

In allen Bereichen sind mehrere Sicherheitsebenen eingezogen, auch natürlich rund um die Aufgaben als Zugverkehrssteuerer. Jede Entscheidung und jeder Befehl, der gegeben wird, müssen manuell dokumentiert werden. Sicherheit hat eben Vorfahrt bei der Bahn – und auch das ist Teil des guten Gefühls, so viel Großes bewegen und steuern zu können.