So nachhaltig sind Lidl, Aldi und Co.

Der Präsident des Umweltbundesamtes ist kein neutral vor sich hin arbeitender Beamter. Dirk Messner kämpft für den Klimaschutz und macht deshalb Vorschläge, für die er stark kritisiert wird. So auch jetzt: "Wir müssen den Fleischkonsum zurückdrängen", sagt er. Als Begründung für seinen Appell zitiert der Behördenchef Studien, wonach zwei Drittel des CO2-Ausstoßes der Landwirtschaft auf die Tierhaltung zurückgehen.
Messner richtet sich auch an die Unternehmen, die Fleisch verkaufen: die großen Supermarktketten. Seine Beamten haben eine Studie in Auftrag gegeben, die untersucht, wie nachhaltig die größten Supermärkte sind. Das Ergebnis: Es gibt schon viel Bio in den Regalen, aber es gibt auch noch viel Luft nach oben. Studienleiter Christian Schader sagt: "Wir sehen einen positiven Trend, ganz klar. Aus meiner Sicht ist das viel zu langsam."
Nachhaltigkeit: Wer schneidet am besten ab?
Das Umweltbundesamt hat die acht umsatzstärksten Lebensmitteleinzelhändler Aldi Nord, Aldi Süd, Edeka, Kaufland, Lidl, Netto, Penny und Rewe in Sachen Nachhaltigkeit genauer unter die Lupe genommen.
Das zentrale Ergebnis: Die Unternehmen könnten den Experten des Umweltbundesamts zufolge "ihren Einfluss und Handlungsspielraum deutlich stärker nutzen".
Was Lidl, Aldi und Co. schon tun: Sie bringen eigene Bio-Marken heraus, steigern die Energieeffizienz an ihren Standorten, bieten immer mehr vegane und vegetarische Produkte an. Doch in manchen Kategorien hapert es noch, wie die Untersuchung im Einzelnen zeigt. Doch wer hat am besten abgeschnitten?
Standorte und Lebensmittelabfälle: Aldi Süd der beste Händler
Die AZ liefert die Details anhand einiger Beispiele aus der Studie, in der 22 Handlungsfelder, 43 Indikatoren und 112 Subindikatoren auf einer Skala von 1 (no practice) bis 5 (best practice) bewertet wurden. Im Mittel schneiden die Unternehmen zwischen 1,6 und 3,5 ab.
Beispiel zertifizierte Produkte: Hier ist Aldi Süd mit 4,0 Punkten die Nummer Eins, Lidl kommt auf 3,0, alle anderen Märkte nur auf 2,0 Punkte.
Bei den Verpackungen im Rahmen der Lieferkette kommt Kaufland nur auf 1,7, Aldi Süd immerhin auf 2,8 Punkte. Dann geht es auch um die eigenen Standorte und die dortigen Lebensmittelabfälle. Auch hier ist Aldi Süd wieder der beste Händler mit 2,4 Punkten. Edeka schneidet mit 1,2 Punkten am schlechtesten ab.
Lebensmitteleinzelhändler können auf nachhaltige Angebote hinweisen
Wie sieht es mit der Sensibilisierung der Konsumenten aus? Was das Bewusstmachen des Themas Lebensmittelabfälle angeht, kommen alle Ketten in der Studie des Umweltbundesamts auf 3,0 Punkte – nur Penny und Rewe können lediglich 2,0 Punkte verbuchen.
Natürlich entscheiden am Ende der Konsument und die Konsumentin selbst, was im Einkaufskorb landet. Lebensmitteleinzelhändler können aber freilich mehr oder minder dezent auf nachhaltige Angebote hinweisen.
In der Kategorie "Unterstützung umweltfreundlicher Kaufentscheidungen" landet Edeka mit 2,8 Punkten auf dem ersten Platz, teilt sich das Treppchen aber mit Aldi Süd, der ebenfalls 2,8 Punkte bekommt. Schlusslicht in dieser Kategorie: Rewe mit nur 1,9 Punkten.
Lidl bekommt die meisten Punkte – Rewe die wenigsten
Insgesamt geht Lidl ganz knapp als der Händler mit den meisten Punkten aus der Studie hervor: 62,6 (das bedeutet bei 22 Kategorien einen Durchschnitt von 2,84 Punkten) - Aldi Süd kommt aber immerhin auf 62,0 (Durchschnitt: 2,81). Abgeschlagen auf Platz acht landet Rewe mit 48,6 Punkten (das ergibt einen Schnitt von 2,20).
Das Umweltbundesamt schlussfolgert im Gesamtvergleich: "Bei der Kommunikation schneiden die Unternehmen vergleichsweise gut ab, Defizite gibt es dagegen vielmals bei der Umsetzung."
Tierische Lebensmittel werden viel häufiger beworben
Wälzen's die Märkte auf die Konsumenten ab? Die Experten kritisieren eine mangelnde Priorisierung der Handlungsfelder. Es werde zwar einerseits beispielsweise vorangetrieben, ein neues Umweltlabel einzuführen, andererseits schöpften die Ketten ihren eigenen Handlungsspielraum "bei weitem" nicht aus, indem sie etwa besonders klimaschädliche Flugwaren nicht mehr anböten.
Und: Trotz der Bekenntnis zur Nachhaltigkeit werden tierische Lebensmittel, die erwiesenermaßen im Vergleich größere Umweltschäden verursachen, fast 20 Mal häufiger beworben als pflanzliche Ersatzprodukte.