So krank sind die Deutschen

Das Robert-Koch-Institut hat über 8000 Menschen untersucht: Fettleibigkeit nimmt zu und der Blutdruck ist oft zu hoch. Mehr Sport täte den Bürgern gut.
Mark Bihler |
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Eine OP am Herz in der Spezialklinik: Noch immer ist der Herzinfarkt in Deutschland Todesursache Nummer eins.
dpa Eine OP am Herz in der Spezialklinik: Noch immer ist der Herzinfarkt in Deutschland Todesursache Nummer eins.

 

Das Robert-Koch-Institut hat über 8000 Menschen untersucht: Fettleibigkeit nimmt zu und der Blutdruck ist oft zu hoch. Mehr Sport täte den Bürgern gut.

München - Es ist ein Datenschatz: Drei Jahre lang haben Ärzte des Robert-Koch-Instituts (RKI) 8152 Patienten untersucht und Fragebogen ausgewertet. Jetzt liegt die umfassendste Studie DEGS zur Gesundheit der Deutschen vor. Sie liefert ein repräsentatives Bild, wie gesund oder krank hierzulande die Menschen zwischen 18 und 79 Jahren sind. Positiv: 76,6 Prozent aller Männer und 72,9 Prozent der Frauen bewerten ihre Gesundheit als „gut“ oder „sehr gut“. Aber ist dies Wahrheit oder Trugschluss?

Herz und Kreislauf: Noch immer ist der Herzinfarkt Todesursache Nummer eins. Knapp 5 Prozent der Deutschen zwischen 40 und 79 Jahren werden einen bekommen. In dieser Altersgruppe haben etwa 7 Prozent der Männer und 2,5 Prozent der Frauen einen Infarkt überlebt. Immer weniger Menschen sterben daran, tragen aber Herzschwächen davon. Einer der Schlüssel-Faktoren für Infarkte ist der Blutdruck. Bei rund einem Drittel der Deutschen ist er zu hoch. Hier sind Ältere mehr betroffen als Jüngere. Im Alter über 70 Jahren hat jeder Zweite einen zu hohen Wert. Deshalb müsse dem Bluthochdruck besser vorgebeugt werden, fordern die RKI-Forscher – beispielsweise durch weniger Salz im Essen.

Psyche: Jeder Zehnte ist stark und andauernd gestresst. Die Zahlen zeigen, dass Frauen mehr betroffen sind als Männer. 16 Prozent der Frauen unter 29 leiden unter Stress, bei Männern sind es nur 10 Prozent. Wer Stress hat, bekommt häufiger Burn-Out, Depressionen oder Schlafstörungen. Diesen Zusammenhang hat das RKI eindeutig ermittelt. Und: „Jüngere Menschen sind offenbar verwundbarer geworden“, so Psychologe Hans-Ulrich Wittchen. Denn je älter Menschen werden, desto weniger leiden sie unter Stress. Noch ein Ergebnis: Menschen aus der unteren Gesellschaftschicht empfinden mehr Stress als Gutsituierte.

Allergien: Hier ist es anders herum. Der typische Allergiker lebt in der Großstadt und hat einen hohen sozioökonomischen Status. Frauen sind besonders betroffen. So bekommt eine Berlinerin zwischen 30 und 39 Jahren zu 65 Prozent Wahrscheinlichkeit im Lauf ihres Lebens eine Allergie – im bundesweiten Schnitt sind es unter 30 Prozent. Insgesamt sind Allergien auf dem Rückzug. Kontaktekzeme nehmen stark ab, Asthmaanfälle steigen leicht, Heuschnupfen und Neurodermitis bleiben gleich. Diabetes: Erschreckend ist, dass 4,6 Millionen Deutsche zwischen 18 und 79 Jahren zu hohe Blutzuckerwerte haben – besonders häufig Senioren und Menschen mit niedrigem sozialen Status. Auffällig: 7,5 Prozent der gesetzlich Versicherten haben Diabetes, bei privat Versicherten sind es nur 4 Prozent. Insgesamt nimmt die Zahl der Diabetesfälle deutlich zu. Übergewichtige haben neben ihrer Diabetes häufig schlechte Blutfett-werte. Doch nur rund zwei von fünf Betroffenen wissen davon.

Fitness: Immer mehr Deutsche treiben Sport – aber es gibt noch Luft nach oben. Nur 20 Prozent der Erwachsenen erfüllen die Sport-Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation. Immerhin: Etwa ein Drittel der Erwachsenen achtet auf ausreichend Bewegung, ein Viertel sportelt mindestens zwei Stunden pro Woche (Männer 29,3 Prozent, Frauen 21,6 Prozent).

Alkohol und Nikotin: Gut situierte junge Männer trinken am meisten: Bei den 18- bis 29-Jährigen mit hohem Sozialstatus haben 57 Prozent einen riskanten Alkoholkonsum. Bei Frauen liegt die Zahl bei rund einem Drittel. Fast ein Drittel der Erwachsenen raucht, etwa ein Viertel davon mehr als 20 Zigaretten pro Tag. Wer im mittleren Lebensabschnitt weiterraucht, der wird auch mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einem starken Raucher“, so die RKI-Forscher.

Ernährung und Übergewicht: Nur 15 Prozent der Frauen und 7 Prozent der Männer essen die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlene Menge an Obst und Gemüse pro Tag, nämlich fünf Portionen. Ältere essen etwas gesünder als Jüngere. Und die Deutschen werden immer dicker. Mittlerweile sind 53 Prozent der Frauen und sogar 67,1 Prozent der Männer übergewichtig – die Zahlen stagnieren auf hohem Niveau. Bei der Fettleibigkeit ist die Zunahme aber eklatant: Daran leiden inzwischen 23,9 Prozent der Frauen und 23,2 Prozent der Männer. Besonders junge Männer sind heute häufiger fettleibig als noch vor zehn Jahren. Der Anteil bei den 30- bis 39-Jährigen beträgt bereits 22 Prozent.

 

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