So krank machen Stickoxide
München - Stickoxide sind ein Atemgift, das erst jetzt in den Fokus rückt: Unterhalb der Grenzwerte sind sie geruchlos – darüber riechen sie „stickig“. Das Gas entsteht besonders bei Verbrennung von Diesel. In sehr hohen Konzentrationen wirkt es giftig. „In früheren Zeiten war eine Stickoxid-Vergiftung in der Landwirtschaft als Silo-Fieber bekannt“, erklärt Professorin Annette Peters vom Münchner Helmholtz-Zentrum: „Wenn früher der Bauer ein unbelüftetes Silo betrat, konnte ihn eine akute Lungenreaktion zu Boden strecken. Eine Überdosis Stickoxid löst eine massive Entzündung aus, die das Lungengewebe schädigt. Aus den Blutgefäßen strömt dann Wasser in die Lunge. In kleineren Dosen, an verkehrsreichen Straßen, reizt Stickoxid die Schleimhäute und die Lunge“, erklärt die 48-jährige Forscherin.
Und: „Besonders Menschen mit Asthma, Kinder, Jugendliche und alte Menschen können reagieren.“ Die Forscherin untersucht in Neuherberg die Auswirkungen von Luftschadstoffen auf die Gesundheit.
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„Krebserregender Feinstaub und giftige Stickoxide – beide Schadstoffe müssen dringend reduziert werden, um in der Stadt gute Luft zu haben“, ist die Münchner Professorin überzeugt. Privat fährt sie einen sparsamen Benziner: „Als Feinstaub-Forscherin habe ich mich damals gegen ein Diesel-Auto ohne Filter entschieden.“
Die Wissenschaftlerin rät, so oft wie möglich aufs Radl umzusteigen. Von Atemschutzmasken, wie bei Radlern in China – bei Routen in Nähe des Mittleren Rings – hält sie wenig. „Ein Mundschutz aus dem Baumarkt bringt nichts, die ultrafeinen Partikel dringen in die Lunge ein. Wirksam wäre eine medizinische Chirurgen-Maske. Mit der muss der Radler allerdings gemütlich radeln“, so Peters: "Damit lässt sich nämlich nicht tief atmen."
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