So feiern Abiturienten weltweit

Nach dem Abschluss ist vor der Feier – auf der ganzen Welt. Welche Abiturienten sich mit Farbe besprühen, wer mit Eiern wirft und wer rote Unterwäsche trägt.
von  az
Das Ende der schriftlichen Abiturprüfungen feiern diese Abiturientinnen in einem Park in Frankfurt am Main mit passenden Hüten.
Das Ende der schriftlichen Abiturprüfungen feiern diese Abiturientinnen in einem Park in Frankfurt am Main mit passenden Hüten. © dpa

Erst raucht ihnen der Kopf über den Abi-Aufgaben, nach den Prüfungen brummt er vielen. In Deutschland laufen gerade die letzten Abiturprüfungen und bald lassen es viele Abiturienten wieder so richtig krachen: Partys, Streiche und Abschlussbälle. Aber auch andere Länder feiern den Schulabschluss – eine Übersicht:

USA: Auf ihren High-School-Abschluss fiebern amerikanische Schüler ein ganzes Jahr lang hin. In der zwölften Klasse sind sie die „Seniors“ – also ganz oben in der Hierarchie. Klarer Höhepunkt: der „Prom“. Für den Abschlussball werden oft weder Kosten noch Mühen gescheut. Mädels kommen normalerweise in Ballkleidern, Buben im (meist geliehenen) Smoking. Monatelang gibt es vorher nur ein Thema – wer geht mit wem?
Gediegener geht es bei der Zeugnisverleihung zu, der „Graduation“. Die Schüler tragen Talare in den Farben der Schule – und am Ende fliegen zu Jubel die Hüte in die Höhe.

INDONESIEN: Wilde Farbenschlacht! In Indonesien sprayen Schulabgänger bunte Farben auf ihre Uniformen, um zu zeigen, dass sie ihre Prüfungen bestanden haben. Die Euphorie ist in manchen Fällen schon in Vandalismus umgeschlagen. Um Leute von der Aktion abzuhalten, wurden den Schülern zum Teil Briefe nach Hause geschickt. In den letzten Jahren sind auch Abschlussbälle beliebter geworden.

INDIEN: Auch indische Schüler, die sonst ans Reih-und-Glied-Stehen und scharfe Maßregeln gewohnt sind, werden am letzten Schultag etwas rebellisch. Sie schreiben sich gegenseitig etwas auf ihre Schuluniform. Neben „Du bist mein bester Freund“ stehen dann auch witzige Sprüche auf Ärmeln und Hosenbeinen. Viele dieser Erinnerungsstücke hängen jahrelang im Schrank.

Lesen Sie hier: Ist das Abitur zu leicht und zu ungerecht?

FRANKREICH: Überall in Frankreich wird das Abitur feuchtfröhlich gefeiert. Nach einer Tradition, die sich nur in einigen Regionen durchgesetzt hat, gehen künftige Abiturienten 100 Tage vor dem Schulabschluss bunt verkleidet auf die Straßen, um den Beginn der Prüfungen einzuleiten und die baldige Freiheit zu feiern.
Oft wird dabei eine Schlacht mit Mehl und Eiern eröffnet und Geld für die spätere Abiturfeier gesammelt.

TUNESIEN: Abiturienten bemalen dort traditionell große Leinwände mit Motiven aus der aktuellen Politik. Beliebtes Motiv in diesem Jahr: die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Denn die Prüfungen fallen in eine Zeit regionaler Konflikte und innerer Unruhen in Tunesien. Im Süden sorgt eine Kampagne „Wo ist das Erdöl?“ derzeit für Aufregung. Denn sie macht die Menschen glauben, dass das Land eigentlich über große Ressourcen verfügt.

NIEDERLANDE: Wenn junge Leute dort erfahren, dass sie ihren Schulabschluss geschafft haben, hängen sie die niederländische Fahne aus dem Fenster und dazu ihren Schulrucksack. Dann wissen auch die Nachbarn Bescheid. Die Firma, die die Flaggen produziert, muss in diesen Wochen sogar Sonderschichten fahren.

ITALIEN: Am letzten Schultag gibt es fast überall die berühmten „gavettoni“, Wasserschlachten auf der Straße vor der Schule. Das gilt nicht nur für jüngere Schüler, die sich in die Ferien verabschieden, sondern auch für Schulabgänger. Alle feuern Wasserbomben ab, aus Flaschen, Luftballons, Plastikpistolen. Hin und wieder beschmeißen sich manche noch mit Mehl – damit es richtig schön matschig wird.

POLEN: Das Abitur ist in dem Land dort eine ziemlich brave Sache. Zur Prüfung erscheinen die Schüler im Anzug oder in Kostüm oder Kleid in gedeckten Farben – auch wenn unter dem seriösen Outfit traditionell rote Unterwäsche als Glücksbringer steckt.Richtig gefeiert wird, sobald es zur Uni geht: Im Mai oder Juni sind in polnischen Universitätsstädten die „Juwenalia“, an denen traditionell die Studenten vom Bürgermeister den Schlüssel zur Stadt einfordern und drei Tage lang das Sagen haben.

SLOWAKEI: Damit die ganze Stadt weiß, wer dieses Jahr seinen Abschluss machen wird, stellt jede Maturaklasse die Fotos aller Schüler in das Schaufenster eines Geschäfts. Im Mai ziehen sie schon vor der Prüfung in feuchtfröhlicher Stimmung durch die Straßen. Sie lassen sich von Passanten mit Geld beschenken für Alkohol.

RUSSLAND: Das „letzte Schulklingeln“ ist in Russland der Abi-Brauch schlechthin. Die Abiturienten fahren ins Zentrum und lassen dort die Sau raus. Sie baden in Brunnen und tragen alte, sowjetische Uniformen. Auch Alkohol darf dabei nicht fehlen.

 

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