"Sklavenmord"-Prozess wird neu aufgerollt

Neuauflage im „Sklavenmordprozess“: Ein Ehepaar soll einen geistig behinderten Mann gefoltert und zu Tode gequält haben.
von  Abendzeitung
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KASSEL - Neuauflage im „Sklavenmordprozess“: Ein Ehepaar soll einen geistig behinderten Mann gefoltert und zu Tode gequält haben.

Der Fall sorgte für Entsetzen im ganzen Land: Monatelang hatte ein Ehepaar aus dem nordhessischen Grebenstein den geistig behinderten Thies F. (29) wie einen Sklaven gehalten und misshandelt – bis zu seinem Tod.Das Kasseler Landgericht hatte die Peiniger nur wegen versuchten Mordes verurteilt, was der Bundesgerichtshof aber nicht einsah. Der Fall wurde deshalb gestern neu verhandelt.

Ende 2002 sollen Werner (44) und Michaela H. (40) ihr Opfer in ihren Haushalt aufgenommen haben – um seine Sozialhilfe abzukassieren. Der freundliche, aber etwas einfältige 29-Jährige lebte fortan wie ein Sklave: Er bekam kaum etwas zu essen, wurde geschlagen, musste seinen eigenen Urin trinken. Außerdem schickten ihn seine Peiniger auf den Homosexuellen-Strich und schnitten ihm sogar ein Ohr ab.

Anfang Juli 2003 soll der bereits stark geschwächte Thies F. von Werner H. mit Fäusten und einem Schemel so brutal zusammengeschlagen worden sein, dass er nicht mehr aufstehen und kaum noch schlucken oder sprechen konnte. Seine Peiniger ließen ihn eiskalt sterben und legten seine Leiche auf einem Parkplatz ab.

In erster Instanz wurde Werner H. zu acht Jahren und drei Monaten Gefängnis, seine jetzige Ex-Gattin zu vier Jahren Haft verurteilt – wegen versuchten Mordes. Ein Urteil, das vielen Prozessbeobachtern zu milde erschien. Der Bundesgerichtshof sah das genau so und hob das Urteil auf, weswegen der Fall seit gestern neu verhandelt wird.

Beim Prozessbeginn verweigerte das mittlerweile geschiedene Paar eine Stellungsnahme. Michaela H. wird voraussichtlich am nächsten Verhandlungstag (Montag) aussagen.

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