Skelettfund in Äthiopien: Unsere treue Ur-Ahnin „Ardi“

Ein 4,4 Millionen Jahre altes Skelett aus Äthiopien definiert die Evolutionsgeschichte neu: Affenmensch Ardipethicus war uns viel ähnlicher als gedacht, ging sogar feste Paarbindungen ein.
BERKELEY Die neue Nummer Eins: Die 4,4 Millionen Jahre alte „Ardi“ (Ardipethicus ramidus), ein Skelettfund aus Äthiopien, ist unser ältester bekannter Vorfahr - und sie ist uns selbst ähnlicher als dem heutigen Affen. Sagt die Studie eines internationalen Forscherteams, das „Ardi“ untersuchte und jetzt ihr Portraitbild veröffentlichte.
Die Forscher suchten in Äthiopien, der „Wiege der Menschheit“, einen neun Kilometer breiten Streifen Erde ab - 17 Jahre lang. Ein immenser Aufwand, aber er hat sich gelohnt: „Ardi“ ist wegen ihrer Nähe zum Menschen ein Sensationsfund, der älteste komplett erhaltene Urahn.
Bisher suchte man vor allem nach Knochen, die Schimpansen glichen. „Ardi“ allerdings sieht den Affenmenschen bisheriger Prägung gar nicht gleich. Sie lief aufrecht auf zwei Beinen, sowohl auf Bäumen als am Boden, sie war ungefähr 1,20 Meter groß und wog 50 Kilo - eine etwas untersetzte Erscheinung. Das Gehirn hatte Affengröße, die Erscheinung allerdings sieht mehr nach einem Menschen aus. „Sie ernährte sich von Pflanzen, wie mikroskopisch kleine Spuren auf ihren Zähnen zeigen“, sagt Ioannis Giaourtsakis von der LMU München, der selbst an „Ardi“ forschte.
Überhaupt, die Zähne: „Ardis“ Eckzähne sind erstaunlich klein, so wie es heute allein bei uns der Fall ist - das deutet auf wenige Konflikte hin, vielleicht auch auf Treue: „Ardi“ hielt offenbar viel von einer geregelten Beziehung.
Für die Forschung sind Komplettfunde sehr wichtig. „Alte Knochen gibt es viele, aber für große Schlüsse über unsere Vorfahren brauchen wir ganze Skelette“, sagt Giaourtsakis.
Wie gingen die Forscher vor, nachdem sie das Skelett gefunden hatten? „Wir verglichen es mit anderen Arten wie heutigen Affen, dem Menschen und anderen Fossilienfunden - so konstruierten wir das Erscheinungsbild vor ’Ardi’“, sagt Ioannis Giaourtsakis. Anhand der Erdschichten datierten sie die Knochen, anatomische Studien verrieten das Äußere des Ur-Menschen. „Die Behaarung allerdings bleibt Konstruktion“, sagt Giaourtsakis.
Sprich: Wie „Ardi“ wirklich aussah, können wir nur raten. Aber sie bringt uns weiter auf der Suche nach unseren ältesten Ahnen.rg