Silvio S. bestreitet beim Psychiater pädophile Neigung
Der mutmaßliche Kindermörder Silvio S. ist laut dem Befund eines Gerichtspsychiaters nicht pädophil. Für Pädophilie gebe es trotz der angeklagten Missbrauchstaten keinen sicheren Hinweis.
Potsdam - "Ich bin der Überzeugung, dass Kinder als Opfer ausgewählt wurden, weil sie leichter mitzunehmen und körperlich besser beherrschbar sind", sagte der Gutachter am Landgericht Potsdam, "Er hat ein sexuelles Interesse an Kindern negiert. Das habe er nie gehabt." Er stütze sich auf ein Gespräch mit dem Angeklagten in der Untersuchungshaft und auf Schilderungen von Zeugen aus dem Umfeld. Noch am Nachmittag wollte der Staatsanwalt plädieren."Er habe sich auch nie Kindersendungen angesehen", gab der psychiatrische Gutachter beim Landgericht Potsdam aus einem Gespräch in der Untersuchungshaft wieder.
Silvio S. wurde immer wieder ausgegrenzt
Silvio S. habe seit Kinderzeiten ein extrem niedriges Selbstwertgefühl, sagte der Gerichtspsychiater. Mitschüler und später auch Erwachsene hätten ihn wegen seiner Schüchternheit immer wieder ausgegrenzt. Von Freunden, die er an Wochenenden zu Diskotheken fuhr, habe er sich ausgenutzt gefühlt. "So werden Kinder zur einzigen Zielgruppe, mit der er es aushalten kann." Kinder hätten ihn nie infrage gestellt oder herabgesetzt. In seiner extremen Konfliktscheue und dem Rückzug von anderen Menschen sei eine Persönlichkeitsstörung zu erkennen. Dies reiche jedoch nicht aus, die Schuldfähigkeit des Mannes einzuschränken.
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Zu den Vorwürfen der Anklage, er habe im vergangenen Jahr den vierjährigen Mohamed und den sechsjährigen Elias entführt und umgebracht, habe sich S. auf Anraten seiner Verteidiger nicht direkt geäußert, so der Gutachter. Der 33-Jährige soll Mohamed laut Anklage missbraucht haben. Ein Rechtsmediziner hat zudem ausgesagt, dass auch Spuren am toten Elias auf einen schweren sexuellen Übergriff deuten.
Silvio S. hatte seinen Schilderungen beim Gerichtspsychiater zufolge nie eine Freundin und nie Sex mit Frauen, auch nicht mit Prostituierte. Er habe gesagt, er hätte gern eine Freundin gehabt, erinnerte sich der Gutachter. "Aber wie man das zustande bringt, sei ihm schleierhaft. Außerdem hatte er zu viel Angst." Jedoch habe er sich daheim Pornofilme mit Frauen angesehen. Im Prozess selbst hat Silvio S. bisher die Aussage verweigert.
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