Silvester: Vorsicht beim Böller-Kauf
Verbrennungen, abgerissene Finger und Hörschäden: illegale oder selbstgebastelte Böller führen an Silvester jedes Jahr zu schweren Verletzungen. Beim Kauf sollte man genau aufpassen.
An Silvester feuern Menschen auf der ganzen Welten zahlreiche Raketen und Böller in den Nachthimmel. Kurz vor dem Jahreswechsel warnt ein Experte vor den gefährlichen Seiten des Silvesterfeuerwerks.
Großen Schaden können vor allem illegale Böller aus dem Ausland verursachen, die nicht nur reines Schwarzpulver enthalten, sondern auch Metalle, wie der Sprecher des Hauptzollamtes Frankfurt (Oder), Andreas Behnisch, der Nachrichtenagentur dpa sagte. „Das Zeug knallt mehr.“ Es gebe aber „unkalkulierbare Gefahren“, warnte Behnisch.
Behnisch erinnerte daran, dass es verboten sei, Feuerwerkskörper ohne Prüfzeichen der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung nach Deutschland einzuführen. In der brandenburgischen Grenzregion gibt es vor allem mit Böllern aus Polen Ärger. Dieselben Probleme seien auch an den Grenzen zu Tschechien und den Niederlanden bekannt, sagte Behnisch. In Polen wird Feuerwerk das ganze Jahr über verkauft. Dort seien die Böller zudem günstiger als in Deutschland, sagte Behnisch. Die Gefahren aber würden unterschätzt.
Der Verkauf von Feuerwerk in Deutschland ist streng geregelt - doch gerade das kann zum Problem werden. Auf den Verpackungen findet sich teilweise eine Vielzahl an Codenummern und Kürzeln verschiedener Prüfstellen. „Ich habe schon Batterien gesehen, die fünf Nummern hatten. Da blickt keiner mehr durch“, sagte die Sprecherin der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM), Ulrike Rockland, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
Die Naturwissenschaftlerin betonte, beim Einkauf sei die Identifikationsnummer der BAM entscheidend. Denn die weist nach, dass Böller, Rakete oder Batterie den Segen der Materialprüfer erhalten hat. Die Kennzeichnung beginnt mit dem Kürzel BAM, es folgen das Zeichen der Feuerwerkskategorie (F1 oder F2) und eine fortlaufende vierstellige Nummer. „Wer ein Produkt kauft, das nicht zugelassen wurde, macht sich strafbar“, betonte Rockland.
In den vergangenen Jahren wurden die EU-Vorschriften zu Feuerwerk geändert, unter anderem können Batterien nun mehr Schwarzpulver enthalten. Gerade deshalb sollten Kunden auf die offizielle Kennzeichnung achten, sagt Rockland: „Es ist denkbar, dass Ganoven sich erhoffen, dank Unwissenheit mehr illegale Produkte verkaufen zu können.“
Deshalb warnt die Expertin auch vor fliegenden Händlern und Böller-Shopping im Internet. „Die Gefahr, dort etwas zu kaufen, das nicht zugelassen ist, ist relativ hoch.“ Feuerwerks-Freunde sollten auch darauf verzichten, in Internetforen nach Tipps zu suchen. Für die Silvesternacht rät die Expertin zu rechtzeitiger Vorbereitung. „Man sollte sich die Gebrauchsanleitung vor zwölf Uhr durchlesen, möglichst in nüchternem Zustand“, sagte sie. Wichtig sei es, die Feuerwerkskörper korrekt aufzustellen. Vor allem Raketen bräuchten eine sichere Abschussrampe, „denn sie sollen ja nicht auf Omas Balkon“ landen. Tipp der BAM-Sprecherin: „Man kann einen Wasserkasten nehmen, in dem eine Flasche leer ist – dort kommt dann die Rakete hinein. Das ist super stabil.“
In keinem Fall sollten Feuerwerkskörper aus der Hand gezündet werden. „Auch Böller sollte man auf den Boden legen, anzünden und zurücktreten“, sagte Rockland. Auf dem Balkon solle Feuerwerk ohnehin tabu sein: „Dann ist man gezwungen, schief zu schießen – und trifft möglicherweise doch das offene Fenster des Nachbarn.“ Beim Jahreswechsel kommt es in Deutschland immer wieder zu Unfällen beim Hantieren mit Feuerwerk. Allein in Berlin werden laut Feuerwehr in der Silvesternacht jedes Jahr rund 500 Menschen verletzt.
Ein selbst gebastelter Böller hat einem 21-Jährigen in Potsdam beim Anzünden die Hand abgerissen. Der Feuerwerkskörper explodierte am ersten Weihnachtstag, wie die Polizei am Montag mitteilte. Der Mann aus Fichtenwalde kam in eine Klinik. Zwei weitere Menschen wurden bei dem Unglück im Park Babelsberg leicht verletzt.