Silvester und Neujahr 2017: Darum ist das Jahr eine Sekunde länger

Das Jahr 2017 beginnt mit einer Extravaganz: Die erste Stunde des Jahres ist eine Sekunde länger. Was es mit dieser Schaltsekunde auf sich hat – und warum sie gebraucht wird.
von  Lukas Schauer
2017 bekommen wir eine Sekunde geschenkt.
2017 bekommen wir eine Sekunde geschenkt. © dpa

München - Gleich die erste Stunde des neuen Jahres wartet mit einer gewissen Besonderheit auf: Statt der üblichen 3.600 Sekunden wird die erste Stunde des Jahres 2017 genau eine Sekunde mehr haben. Und zwar weltweit, zum exakt gleichen Zeitpunkt (natürlich ist es dann nicht überall genau null Uhr).

Bei uns allerdings beendet die Zusatzsekunde die erste Stunde des neuen Jahres. Um 00:59:59 Uhr unserer Zeit folgt nicht wie sonst 1:00:00 Uhr, sondern 00:59:60 Uhr und dann erst 1:00:00 Uhr. So eine Schaltsekunde gibt es seit 1972 in unregelmäßigen Abständen alle paar Jahre. Im neuen Jahr findet sie zum 27. Mal statt.

Doch warum gibt es diese Schaltsekunde? 

Darüber gibt es genauso viele Verschwörungstheorien wie zu Kondensstreifen (Chemtrails!) und der Bilderberg-Konferenz (Weltverschwörung!). Doch es hat physikalische Gründe. Grob gesagt dreht sich die Erde in 24 Stunden einmal um sich selbst. Ganz genau betrachtet, braucht sie für diese Umdrehung jedoch ein ganz kleines bisschen länger.

Damit die Atomuhren, die weltweit die Zeit vorgeben, auch weiterhin parallel zum Tag-Nacht-Rhythmus der Erdrotation laufen und beides nicht irgendwann auseinander klafft, muss diese kleine Ungenauigkeit hin und wieder ausgeglichen werden.

Langfristig betrachtet, würde die Sonne in ein paar Millionen Jahren sonst erst am Mittag aufgehen. Was natürlich katastrophal wäre. Wobei die Sonne am 1. Januar für viele wahrscheinlich auch mit der Schaltsekunde erst am Mittag aufgeht, wenn überhaupt.

Welche Folgen hat die Umstellung?

Dass der Mensch von der Schaltsekunde etwas bemerkt, ist unwahrscheinlich (außer dass er vielleicht einen Schluck mehr Sekt abbekommt und eine Rakete mehr zünden kann). Auch die meisten Uhren werden den Sprung wohl gut bewältigen.

Damit die Uhren in Deutschland auch nach der Schaltsekunde richtig ticken, sendet die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTA) über einen Sender ein Signal an alle Funkuhren. Das sorgt dafür, dass in der Nacht Millionen Uhren automatisch um eine Sekunde zurückspringen. Auch die Zeitsignale, die per Telefon und Internet verbreitet werden, berücksichtigen die Schaltsekunde.

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Probleme könnte es dagegen bei einigen Konzernen geben. Betroffen davon sind zum Beispiel die Systeme von Telekommunikationsunternehmen, die ihre Angebote sekundengenau abrechnen oder Betreiber von Hochspannungsnetzen, die im Mikrosekundenbereich arbeiten.

Bei der Schaltsekunde 2012 wurden mehrere Websites lahmgelegt. Bei der australischen Fluggesellschaft Quantas fiel das Buchungssystem aus. 2015 lief dagegen alles glatt.

Gibt es Alternativen zur Schaltsekunde?

Es gibt einige Länder, die die Abschaffung der Schaltsekunde fordern. Russland und Großbritannien wollen sie unter allen Umständen beibehalten, USA und Japan lieber darauf verzichten. Statt alle paar Jahre eine Sekunde einzustreuen, fordern manche Zeit-Experten auch eine Schaltminute, die man deutlich seltener bräuchte.

Zeit-Experte Andreas Bauch von der PTA hält den Vorschlag allerdings für "bizarr". "Wenn eine Schaltsekunde manchem schon Probleme bereitet, wäre eine Schaltminute doch noch viel schlimmer", meint er.

Na dann, ein frohes neues Jahr 2017!

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