Siebenjähriger Bub mit über zwei Promille in Klinik

Jugendliche hatten dem Kind und seinem Bruder auf einem Berliner Spielplatz Wodka-Cola zum Trinken gegeben. Die Zahlen heranwachsender Komatrinker nehmen erschreckend zu.
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BERLIN - Jugendliche hatten dem Kind und seinem Bruder auf einem Berliner Spielplatz Wodka-Cola zum Trinken gegeben. Die Zahlen heranwachsender Komatrinker nehmen erschreckend zu.

Als Passanten ihn auf einem Gehweg finden, zittert der Bub am ganzen Körper und übergibt sich. Die alarmierte Feuerwehr liefert den Siebenjährigen in eine Klinik ein. Diagnose: Lebensgefährliche Alkoholvergiftung, zwei Promille. Inzwischen ist der Berliner Bub außer Lebensgefahr, konnte aber noch nicht vernommen werden.

Bisher stellt sich der Polizei die Situation so dar: Der Bub war mit seinem zwei Jahre älteren Bruder auf einem Spielplatz im Stadtteil Spandau. Dort wurde den beiden von Jugendlichen Wodka-Cola angeboten, die Kinder griffen zu und tranken unbekannte Mengen des Mode-Getränks.

Die Polizei versucht jetzt herauszufinden, wer den beiden Buben den Alkohol gegeben hat. „Sobald das Kind wieder ansprechbar ist, können wir unsere Ermittlungen fortsetzen“ sagte gestern ein Polizeisprecher. Es läuft ein Verfahren wegen gefährlicher Körperverletzung.

„Ich bin sprachlos“, sagt die Spandauer Jugendstadträtin Ursula Meys. Sie habe noch nie von einem ähnlich drastischen Fall gehört. „Wir prüfen derzeit, ob uns die Familie bekannt ist und werden ihr unsere Hilfe anbieten.“

Nach Informationen der „Berliner Morgenpost“ sollen Mutter und Vater der beiden Buben aus dem Trinker-Milieu stammen. Es gebe aber bisher keinen Anhaltspunkt dafür, dass die Eltern die Fürsorge- oder Erziehungspflicht verletzt hätten.

Laut den aktuellsten vorliegenden Zahlen mussten im Jahr 2007 deutschlandweit zehn Kinder unter zehn Jahren volltrunken in Krankenhäuser gebracht werden, davon waren fünf sogar jünger als fünf Jahre, so Daten des Statistischen Bundesamtes.

Etwa 17000 jugendliche Patienten im Alter von 11 bis 17 Jahren waren im selben Jahr zum Ausnüchtern in Kliniken. Damit wurden drei von tausend Jugendlichen mit einem Alkoholrausch in einer Klinik behandelt – ein Anteil, der im regionalen Vergleich allerdings stark schwankt. Trauriger Spitzenreiter ist die bayerische Stadt Hof, mit acht pro tausend Minderjährigen, die nach Kampftrinken oder Komasaufen in Krankenhäusern behandelt werden mussten.

Die Zahlen sind auch deswegen so besorgniserregend, weil bei Heranwachsenden die negativen Wirkungen von zu starkem Alkoholkonsum noch schlimmer sind als bei Erwachsenen – vor allem weil er die Hirnleistungen dauerhaft einschränken kann. Und: Im Gegensatz zu anderen Rauschmitteln geht der Alkoholkonsum mit zunehmendem Alter nicht zurück. Wer schon als junger Mensch viel trinkt, hat auch als Erwachsener mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Alkoholproblem.

mh

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