Sie mordeten für ein „neues Leben“ in Spanien
Vier Jugendliche (15, 16) erstechen kaltblütig einen Mann auf einem Friedhof. Ihre Beute: Ein Handy und das Auto des 54-Jährigen.
MÖNCHENGLADBACH Sie wollten sich ein Auto beschaffen, damit ins Ausland fahren – und ein neues Leben beginnen. Das trieb vier Jugendliche in Nordrhein-Westfalen im Alter von 15 und 16 Jahren zu einer unvergleichlich kaltblütigen Tat: Auf dem Friedhof der Gemeinde Hückelhoven bei Mönchengladbach er-stachen sie einen 54-Jährigen, raubten sein Handy und sein Auto. Seit gestern stehen die vier in Mönchengladbach vor Gericht.
Es ist der 20. März 2008. Manuel P. (16), sein Bruder Christian (15) und ihre Freundinnen Eva-Liane Sch. (16) und Janina M. (15) schmieden in ihrem Heimatort Hückelhoven den Plan, sich ein Auto zu beschaffen. Sie wollen, so äußern sie später in Vernehmungen, im Ausland, am liebsten in Spanien, ein neues Leben beginnen. Am einfachsten erscheint ihnen der Autoklau in Friedhofsnähe.
Zunächst kundschaften sie das Terrain aus – und finden ein Opfer: den 54-jährigen Ewald F., der als letzter Besucher auf dem Friedhof ist. Landgerichts-Sprecher Joachim Banke: „Schon zu diesem Zeitpunkt waren die vier Angeklagten bereit, den Tod ihres Opfers in Kauf zu nehmen.“ Diese Erkenntnis kann bei der Bemessung des Strafmaßes eine nicht unerhebliche Rolle spielen.
Manuel P. spricht entsprechend dem Tatplan auf den Friedhofsparkplatz den Fremden an und fragt nach der Uhrzeit. Dieser nennt sie ihm und kehrt dem Jugendlichen den Rücken zu, um in sein Auto zu steigen. In diesem Moment zückt Manuel ein Messer und sticht es F. in den Rücken.
Dies gesteht Manuel P. später in den Vernehmungen – und die Staatsanwaltschaft sieht aus dem Geständnis nicht nur seine Mordabsicht als erwiesen an, sondern auch die der drei Mittäter, die dies allerdings bestreiten. Sie seien mit dem Raub einverstanden gewesen, von der Bluttat aber überrascht worden, geben sie zu Protokoll.
Schon verletzt, gibt der 54-Jährige auf Aufforderung Handy und Autoschlüssel heraus – trotzdem sticht der 16-Jährige noch einmal zu, diesmal in den Nacken. Verletzt am rechten Lungenflügel, am Herzbeutel und an der Hauptschlagader stirbt Ewald F. kurze Zeit später.
Die vier Täter lässt das kalt. Sie setzen sich in den Wagen, brechen in Richtung Spanien auf – und hinterlassen verräterische Spuren. Sie telefonieren von unterwegs mit dem erbeuteten Handy, werden von Videokameras an Tankstellen erfasst, an denen sie getankt, aber nicht gezahlt haben. Als man sie einen Tag später, in Paris, auch noch beim Falschparkern erwischt, werden sie – inzwischen zur Fahndung ausgeschrieben, festgenommen und am 2. April nach Deutschland überführt.
Wegen des jugendlichen Alters der Angeklagten, findet der Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. mh
- Themen:
- Mord