Sextoys: Und was jetzt, Schatz?
Ein SM-Buch bestimmt den Sex-Trend des Jahres. Nach der Lektüre von „Shades of Grey“ decken sich Paare mit Leder-Sextoys ein – und fragen sich: Äh, und wie geht jetzt das mit der Peitsche?
Handfesseln, Lustschaukeln, Streichelpeitschen, Reitgerten: Lack- und Leder-Sextoys sind die neuen Lieblingsspielzeuge der Münchner Liebespärchen . Stellt sich nur noch die Frage: Was macht man eigentlich damit? Die AZ fragte beim SM-Experten Hermann Forster (50) nach.
AZ: Herr Forster, ein Sadomaso-Roman wird zum Bestseller. Plötzlich decken sich Münchner Pärchen mit SM-Accessoires ein. Können Sie den Boom erklären?
HERMANN FORSTER: Die Leute sind neugierig. Was beim Lesen Lust macht, könnte ja in echt auch Spaß machen. Da will man sich dann erweitern, Fesselspielchen ausprobieren, auch mal über seine üblichen Grenzen gehen. Die Erfahrung, dass Lust und Schmerz nah beieinander liegen, hat wahrscheinlich jeder schon gemacht. Das Dazwischen kann man gut spielbar machen.
Also einfach mal eine Peitsche kaufen? Ohne Einführung?
Davon rate ich dringend ab. SM-Spielzeuge sollte man nur benutzen, wenn einem ein Fachmann gezeigt hat, wie man sie handhabt. Man kann ja nicht einfach so drauflos peitschen. Nein? Wer zu fest hinhaut, kann ein Fiasko anrichten und dem Partner richtig weh tun. Zu soft ist es vielleicht langweilig. In beiden Fällen wäre das für das Pärchen wahrscheinlich das erste und letzte Experiment gewesen. Auch schade.
Mit welcher Grundausstattung sollte ein Anfänger-Pärchen denn starten?
Augenbinden und Fesseln machen Sinn, wenn man Überraschungen mag, sich gern ausliefert und hundertprozentiges Vertrauen in den Partner hat. Wer eine Peitsche einbauen will, sollte auch ein Paddel haben.
Wieso das?
Mit einer Peitsche haut man nicht auf kalte Haut, sonst tut’s weh. Aber wenn man sie vorher mit einem Paddel-Klatscher erwärmt, wird’s sexy.
Was genau ist ein Paddel?
Ein weiches, aufgepolstertes Leder-Gerät, das eine Form hat wie ein kleines Bootspaddel. Einsteigermodelle klatschen laut, schmerzen aber nicht. Für extreme SMler gibt’s sowas natürlich auch aus hartem Gummi oder mit Nagelspitzen dran. Na servus. Es gibt Leute, die mögen das.
Spielt das Material bei Peitschen auch eine Rolle?
Sicher. Es gibt so genannte Strong-Peitschen aus streng gewickeltem Glattleder mit verknoteten Spitzen. Das ist definitiv kein Anfänger-Spielzeug. Ich empfehle eine leichte Soft-Peitsche aus weichem Wildleder ohne Knoten. Mit denen bekommt man gar nicht erst viel Zug rein.
Aha. Braucht's ein besonderes Ambiente, damit man beim „ersten SM-Mal" in Stimmung kommt?
Für viele gehört ein bisschen verruchte, düstere Atmosphäre dazu. Die kann man mit einem schwarzen Latexlaken schaffen, auf dem man Ölspiele machen kann. Dazu Kerzenlicht. Manche Pärchen gehen für ihr erstes SM-Spiel auch in ein Studio. Solche Räume kann man ja stundenweise mieten.
Wie klärt ein Paar die Rollenverteilung?
Eigentlich ergibt sich das aus der Beziehung, weil im Alltag ohnehin ein Partner dominanter ist als der andere. Ansonsten: Offen darüber reden, aushandeln – und beide Varianten ausprobieren.
Sollte man die Dramaturgie vorher zusammen planen?
Als Einsteiger vielleicht schon – allein um zu klären, was einer vielleicht auf gar keinen Fall machen will. Aber das eigentlich Schöne ist ja, wenn der mit den verbundenen Augen nicht weiß, was passiert. Da muss der Gebende hinspüren: Was gefällt dem Partner? Was macht ihn richtig heiß? Und wo ist die Grenze?
Welches Vorgehen empfehlen Sie zum Spielstart?
Zum Beispiel, dem Partner die Augen zu verbinden. Wenn er das mag, die Hände, vielleicht auch die Füße festbinden. Dann küssen, streicheln, mit Federn kitzeln. Und wenn’s passt, Paddel und Peitsche einsetzen. Das kann ein Geübter so sachte dosieren, dass man hinterher überhaupt keine Striemen sieht – oder dass die Striemen 14 Tage bleiben.
Welche No-Gos gibt’s?
Mit dem Paddel wird nur auf Po und Oberschenkel geschlagen. Nie auf den Rücken, schon gar nicht auf die Nieren. Das Peitschenspiel kann man von unten nach oben beginnen. Von den Unterschenkeln soft und mit viel Gefühl hocharbeiten bis zum Schritt.
Sie machen Scherze, oder?
Nein. Manchen Frauen kommen so zum Höhepunkt. Der Brustbereich ist nur für Profis.
Von Liebesschaukeln ist viel die Rede, angeblich träumt jede vierte Frau von Fesselspielen in so einem Gerät. Was gibt's zu beachten?
Erstens: Von einem Profi zeigen lassen, wie man die Schaukel sachgerecht aufhängt. Zweitens: Keine anderen Experimente machen als die, die in der Bedienungsanleitung stehen. Ich habe auch mal ahnungslos angefangen. Bis ich die Schaukel für meine Partnerin endlich fertig eingestellt hatte, hatte ich keine Lust mehr.