Sextorsion: Die Erpressung mit Sex-Bildern
Manila - Die Betrüger-Banden betreiben ganze Callcenter: Die Mitarbeiter locken Internetsurfer auf Webseiten mit sexuell expliziten Fotos und Filmen. Wenn sich die Opfer auf den Cybersex einlassen, werden sie dabei ohne ihr Wissen gefilmt und mit den Aufnahmen erpresst. Jetzt hat Interpol und die philippinische Polizei in Manila einen Erpresser-Ring ausgehoben und 58 Verdächtige festgenommen.
Die „Sextorsion“-Ringe haben nur ein Ziel: „Geld machen, egal welche schreckliche emotionale Leiden ihren Opfern zugefügt werden“, so Sanjay Virmani, bei Interpol zuständig für den Bereich Cyberkriminalität. So stürzte sich vor rund einem Jahr der schottische Teenager Daniel Perry (17) von einer Brücke. Er hatte via Skype Cybersex, glaubte, dass sein Gegenüber eine Amerikanerin sei. Eine Falle, denn kurz darauf wurde Perry erpresst und beging aus Verzweiflung Selbstmord. Drei der jetzt aufgeflogenen Kriminellen sollen in den Erpressungsfall Perry verstrickt sein.
Meist laufen die Anwerbungen über das soziale Netzwerk Facebook. Deshalb raten Experten Eltern, ihre jugendlichen Kinder über die Gefahren zu informieren (siehe unten). Denn sie nutzen Facebook besonders häufig. Derzeit sind die „Sextorsion“-Ringe meist in Asien aktiv. So zählte die Polizei in Hong Kong mehr als 530 Erpressungsopfer zwischen 20 und 30 Jahren. Einige zahlten den Kriminellen bis zu 11000 Euro. Doch auch in den USA und eben in Großbritannien gibt es erste Fälle von „Sextorsion“. Nach Schätzungen von Interpol sind weltweit bereits Hunderttausende Internet-Nutzer Opfer derartiger Erpressungen geworden.
Deutschland ist noch wenig betroffen. Denn die Anwerber haben noch keine ausreichenden Sprachkenntnisse, um hierzulande in sozialen Netzwerken oder auf Dating-Portalen unter falschen Identitäten aktiv zu sein. Interpol rät Erpressungs-Opfern, keinesfalls Geld zu zahlen. Vielmehr sollten sie sich sofort an die Polizei wenden. Auch wenn das Erpressungsmaterial den Nutzern noch so peinlich sein.
Sicherheitstipps fürs Internet: Das sollten Eltern beachten
Das Netzwerk „Schau hin“ empfiehlt, dass Eltern die Einstellungen zur Privatsphäre in den Facebook-Accounts ihrer Kinder immer wieder überprüfen. Dort kann man festlegen, dass nur „Freunde“ oder „Freunde von Freunden“ nach dem Kind suchen oder es kontaktieren dürfen. Bereits bei der Einrichtung des Profils für ihre Kinder sollten die Eltern dabei sein. Zudem können auf so gut wie allen Computern, Tablets und Smartphones Jugendschutzfunktionen aktiviert werden.
Dabei können die Eltern entscheiden, auf welche Apps und Seiten Kinder zugreifen dürfen. Je nach Alter sollten diese Einstellungen angepasst werden: viel Sicherheit für Kinder, Jugendliche dürfen mehr. Für Kinder empfiehlt es sich, einen geschützten Surfraum beispielsweise über die App „Meine Startseite“ einzurichten. Jugendschutz-Programme erlauben es zwar, im Netz zu surfen, filtern aber die Inhalte über ständig aktualisierte Negativlisten.