Sex zu dritt: „Jede Frau riecht anders“

Millionen Deutsche träumen davon - Sex zu dritt. Ein Münchner Paar l(i)ebt diese Träume aus und spricht in der AZ über seine erotischen Erlebnisse
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Daniel von Loeper Illustration

Millionen Deutsche träumen davon - Sex zu dritt. Ein Münchner Paar l(i)ebt diese Träume aus und spricht in der AZ über seine erotischen Erlebnisse

Wenn der Wein zu wirken beginnt und Jessica* ihr Schlafzimmer betritt, ist sie jedes Mal wieder nervös. Auch nach acht Jahren. Sie weiß in diesem Moment nicht genau, was gleich passieren wird. Nach einer Zeit wird es besser, die Aufregung legt, dann kann sie genießen, sich von Alexander* verwöhnen zu lassen. Und der fremden Frau.

„Der Sex zu dritt ist ganz anders“, sagt Alexander. „Jede Frau riecht anders, jede fühlt sich anders an.“ Nur muss bei einem Paar, das sich auf Dreier einlässt, alles passen. Bei Alexander und Jessica passt alles. Er ist heterosexuell, sie bisexuell, begehrt auch Frauen.

Fast jede dritte Frau in Deutschland träumt von Sex zu dritt, bei den Männern ist es die Hälfte. Doch nur die wenigsten tun es. Die 36-jährige Jessica und der der 38-jährige Alexander aus München sind zwei von ihnen.

Das erste Mal passierte es vor acht Jahren. Die beiden hatten sich gerade kennen gelernt und wussten von ihren gegenseitigen Vorlieben. Ein Dreier, ja, das konnten sie sich vorstellen. Nur mit wem, wann, und wie? Der Zufall half.

An einem Abend, es regnete in Strömen, holte der Architekt seine Freundin aus dem Büro ab. Sie wollten gerade ins Auto steigen und nach Hause fahren, als sie Jessicas Kollegin Eva* sahen. Sie war auf dem Weg zur nächsten U-Bahn-Haltestelle. Sie könnten sie nach Hause fahren, boten sie der Frau Anfang zwanzig an. „Wir waren uns gleich sympathisch“, sagt Alexander. „Weil wir nichts vorhatten, luden wir sie zum Essen ein.“ Eva willigte ein, im Restaurant begann sie, zu erzählen: dass sie im Moment keinen Freund habe und sie sich zwischen Männern und Frauen nicht so recht entscheiden könne. „Es war wie im einem schlechten Film“, erinnert sich Alexander. Ein Test sollte dem Paar Gewissheit bringen.

Wieder im Auto, Alexander am Steuer, seine Freundin auf dem Beifahrersitz und Eva auf dem Rücksitz, öffnete Jessica seine Hose. Sie begann, ihn mit dem Mund zu befriedigen. Eva beugte sich interessiert nach vorn, schaute den beiden erst interessiert zu und griff dann selbst ein. Für das nächste Wochenende verabredeten sie sich zum Sex zu dritt in der Wohnung des Paares. Alexanders Augen leuchten, wenn er von der Nacht mit Eva erzählt. Klar, zuerst hat sie sich Gedanken gemacht, sagt Jessica, wie das wäre, wenn ihr Freund mit einer anderen Frau schläft. Lust, Neugier und das Vertrauen in Alexander waren stärker.

Die dritte Person potenziert die Anzahl der möglichen Stellungen. Zum Beispiel Mann und Frau in Missionarsstellung, während die Frau die dritte Person oral befriedigt, oder einer sieht den anderen beiden einfach zu. Alexander, Jessica und ihre Gespielin wechseln die Positionen häufig, wenn die Sonne aufgeht, liegen bis zu 20 Kondome im Mülleimer. Nur mit seiner Freundin schläft Alexander ohne zu verhüten.

Dass sich die von der Lust berauschte Dreier-Gesellschaft, kaum ist die Wohnungstür zugefallen, die Kleider vom Leib reißen reißt und sofort eine hemmungslose Schlafzimmer-Orgie beginnt – ein Klischee. Jessica und Alexander inszenieren die Lust zu dritt: „Wir ziehen uns langsam aus, trinken dazu einen Wein“, sagt Jessica. „Dann haben wir vielleicht zwei Stunden Sex, machen eine Stunde Pause und unterhalten uns, dann geht es weiter.“ Die ganze Nacht lang, die Zeit zu dritt müssen sie schließlich nutzen. Denn eine passende Partnerin zu finden ist nicht so leicht.

„Früher war das mit Kontaktanzeigen in Magazinen viel einfacher", sagt Alex. Man gab die Anzeige auf, und wer sich meldete, schrieb einen Brief und legte ein Foto bei. Mit dem Internet änderte sich alles. Nach dem ersten Kontakt entpuppt sich Christina doch als Christian, beim Alter schummeln fast alle, beim Aussehen die meisten. Bildbearbeitungsprogramme machen das möglich. Die Optik muss passen. Jessica und Alexander achten auf ihre Figur, beide gehen ins Solarium. Das Alter ist nicht so wichtig. „Älter ist uns manchmal lieber“, sagt Alexander. „Die wissen dann meistens, was sie wollen. Iris Berben oder Nena – das sind ja auch keine alten Frauen.“

Das Kennenlernen läuft immer nach dem gleichen Prinzip: Erst telefonieren die beiden mit ihrer möglichen Sexpartnerin, tauschen sich über Vorstellungen und Wünsche aus. Ist man sich einig, folgt Phase zwei: das Treffen in einem Restaurant oder einer Bar. „Ein neutraler Ort mit Fluchtmöglichkeit“, sagt Jessica. Das sei wichtig – wem die Situation unangenehm wird, der kann einfach verschwinden.

Passt alles, machen die drei einen Termin zum Sex aus. Oder fahren gleich weiter in die Wohnung des Paares. Am Tag darauf bedanken sich Jessica und Alexander per SMS, wenn die Frau will, meldet sie sich wieder. „Aber eine Frau sucht immer einen festen Partner, will heiraten und Kinder kriegen“, sagt Alexander. Öfter als ein paar Mal treffen sie sich deshalb selten in der selben Konstellation.

Ein zweiter Mann ist nie dabei, auch wenn Alexander das seiner Freundin schon öfters angeboten hat. „Aber ich stehe nicht so auf andere Männer“, sagt Jessica. Einen Mann, den hat sie ja immer in ihrem Schlafzimmer. Die Zweier-Beziehung profitiert von den Dreier-Treffen, findet Jessica. „Danach ist es zwischen uns beiden stets noch etwas leidenschaftlicher.“ Christoph Landsgesell

* Namen von der Redaktion geändert.

Zuschriften von Leserinnen, die Jessica und Alexander kennenlernen möchten, leitet die Redaktion gerne weiter. E-Mail: gesellschaft@abendzeitung.de

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