Sex vor der Ehe: 100 Hiebe für eine 15-Jährige

Auf den Malediven soll ein Mädchen öffentlich ausgepeitscht werden und Hausarrest bekommen, weil es Sex vor der Ehe hatte. Jetzt hat sie Berufung eingelegt
von  Agnes Vogt

 

Skandal im Urlaubsparadies: Ein Mädchen soll öffentlich ausgepeitscht werden und Hausarrest bekommen, weil es Sex vor der Ehe hatte. Jetzt hat sie Berufung eingelegt

Malediven - Sie wehrt sich und hat die Welt auf ihrer Seite: Ein 15-jähriges Mädchen ist auf den Malediven von einem Jugendgericht zu 100 öffentlichen Peitschenhieben und acht Monaten Hausarrest verurteilt worden. Warum? Weil sie außerehelichen Geschlechtsverkehr hatte. Diese Strafe für „Unzucht“ hatte am 26. Februar ein Jugendgericht gegen sie verhängt. Am Sonntag hat sie Berufung eingelegt.

Jahrelang vom Stiefvater vergewaltigt

Festgenommen wurde das Mädchen, nachdem im Juni 2012 die Leiche ihres Säuglings gefunden wurde. Sie hatte das tote Kind vor ihrem Haus begraben. Daraufhin stellten die Behörden fest: Das 15-jährige Mädchen ist vom Stiefvater jahrelang vergewaltigt worden. Ihm wird die Vergewaltigung und der Mord an dem Säugling zur Last gelegt.

Sex mit einem anderen Mann: Unzucht

Während die Behörden in diesem Fall ermittelten, fiel ihnen unabhängig davon auf, dass das Mädchen Sex mit einem anderen Mann gehabt haben soll–und somit das Delikt der „Unzucht“ begangen hat. Dafür wurde sie im November 2012 separat angeklagt und Ende Februar schuldig gesprochen: 100 Peitschenhiebe und acht Monate Hausarrest. Am Ostersonntag legte das Mädchen nun Berufung am Obersten Gericht des Landes ein.

Protest Weltweit

Seit Ende Februar das Urteil gesprochen wurde, regt sich weltweit Protest. Menschenrechtsorganisationen prangern einmal mehr das Regierungssystem auf den Malediven an: Das Recht machen islamische Sittenwächter, die Scharia ist Regierungsgrundlage.

Sie geht in Revision

Wahrscheinlich, weil das Mädchen weltweit Rückendeckung hat – unter anderem setzt sich Amnesty International für die Teenagerin ein – hat sie sich jetzt getraut, doch in Revision zu gehen. Mittlerweile sieht sich auch die Regierung nationalem und internationalem Druck ausgesetzt. Tourismusminister Ahmed Adheeb sagte, das Urteil sei noch nicht umgesetzt, „und wir werden das auch niemals zulassen“. Er machte klar, dass das Mädchen das Opfer eines Sexualverbrechens sei und daher nicht bestraft werden dürfe.

Tourismus als Druckmittel

Der Tourismus ist für das Urlaubsparadies die Haupteinnahmequelle – und Negativschlagzeilen könnten bedeuten, dass die Urlauber ausbleiben. Die Gästezahlen sind zur Zeit zwar nicht rückläufig, aber die von der Regierung angepeilte weitere Steigerung wurde 2012 verfehlt. Wer möchte schon in einem Land seinen Urlaub verbringen, das so menschenverachtend mit seinen Bürgern umgeht.

Peitschenhiebe verstoßen gegen UN-Konvention 

2004 sind die Malediven der UN-Antifolterkonvention beigetreten – die Peitschenhieb-Strafe gegen die 15-jährige verstößt eindeutig dagegen. Ob das Mädchen verschont bleibt, wird man in den nächsten Wochen sehen – dann wird das Gericht entscheiden.

 

Hier können Sie protestieren

Mehrere Organisation kümmern sich um das Schicksal der 15-Jährigen und versuchen, die Regierung durch Druck vom Vollzug der Prügelstrafe zu hindern:

Avaaz, ein weltweites Kampagnennetzwerk, sammelt im Internet Unterschriften für eine Petition an den Präsidenten der Malediven, Waheed. Bislang haben fast 1,8 Millionen Menschen unterzeichnet. Die 2-Millionenmarke wollen sie knacken, um dann „schlagkräftige Anzeigen“ in Reisemagazinen zu schalten, die auf das Problem aufmerksam machen. Damit soll dem Mädchen geholfen und das Gesetz für die Zukunft verändert werden.

Amnesty International hat eine „Urgent Action“ ins Leben gerufen, einen dringenden Aufruf, um dem Mädchen zu helfen. Man kann mit zwei Klicks eine Mail mit seinem E-Mailprogramm aufrufen, die dann automatisch an die entsprechenden Minister auf den Malediven geschickt wird.

 

 

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