Serien-Vergewaltiger sorgt in den USA für Angst

Wenn Cassandra McGinty nach Hause kommt, durchsucht sie zuerst mit gezückter Pistole jedes Zimmer ihrer Wohnung. Die 55-jährige Texanerin lebt seit Monaten in ständiger Angst, seitdem in ihrer Gegend ein unheimlicher Serien-Vergewaltiger sein Unwesen treibt.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Polizisten beraten sich
AP Polizisten beraten sich

TEXAS - Wenn Cassandra McGinty nach Hause kommt, durchsucht sie zuerst mit gezückter Pistole jedes Zimmer ihrer Wohnung. Die 55-jährige Texanerin lebt seit Monaten in ständiger Angst, seitdem in ihrer Gegend ein unheimlicher Serien-Vergewaltiger sein Unwesen treibt.

In Texas geht die Angst um. Ein Vergewaltiger sucht sich ausschließlich ältere Frauen als Opfer. Neun Mal hat er bereits zugeschlagen, seine Opfer waren zwischen 65 und 91 Jahre alt. Die Vergewaltigungsserie begann vor einem Jahr, als eine 65-jährige Frau in der Ortschaft Yoakum überfallen wurde. Seitdem haben die Ermittler acht weitere Vergewaltigungen oder versuchte Vergewaltigungen mit demselben Täter in Verbindung gebracht, den sie inzwischen als «Twighlight Rapist» bezeichnen, da er immer in der Dämmerung zuschlägt.

Nach Vermutung der Polizei ist er auch für Raubüberfälle auf vier weitere Frauen verantwortlich. Bisher habe sie gedacht, sie sei aufgrund ihres Alters inzwischen sicher vor Vergewaltigern, sagt McGinty: «Das kann ich jetzt nicht mehr sagen.» Von ihrem Vermieter in der Ortschaft Marquez habe sie als Weihnachtsgeschenk einen Elektroschocker bekommen. Auch in sieben weiteren Ortschaften in Zentraltexas versetzte der Täter ältere Damen in Angst und Schrecken. Eine 66-Jährige fiel ihm sogar zwei Mal zum Opfer, obwohl sie nach dem ersten Verbrechen umgezogen war.

«Sie sind total verängstigt»

Alle Taten wurden in kleineren, ländlichen Gemeinden verübt, von denen die größte 6.000 Einwohner hat. In Yoakum östlich von San Antonio wurden zwei Frauen angegriffen. «Es widert mich an», sagt der örtliche Polizeichef Arthur Rogers. «Wir nehmen es alle persönlich. Wir stellen uns alle vor, dass es auch unsere Mütter oder Großmütter treffen könnte.» Mela Walker organisierte nach den Angriffen in Yoakum eine Gemeindeversammlung und verteilte an die knapp 300 Teilnehmer anschließend Pfefferspray. «Sie sind total verängstigt», sagte Walker. «Diese älteren Frauen kaufen sich Pfefferspray und wissen nicht, wie man es benutzt. Sie reden darüber, sich Schusswaffen zu kaufen, und sie wissen nicht, wie man sie benutzt.»

Der Täter plant seine Angriffe offenbar gründlich: Nach Angaben der Ermittler waren an den Häusern der Opfer die Telefonleitungen gekappt und die Glühbirnen der Außenlampen herausgeschraubt. Alle Opfer lebten alleine, bei einer der Frauen erbeutete der Angreifer mehr als 10.000 Dollar Bargeld. Und alle Frauen hatten eine weitere Gemeinsamkeit - einen festen Tagesablauf, der es dem Täter erleichterte, seine Übergriffe zu planen. «Keiner macht noch irgendjemandem die Tür auf», sagt der 57-jährige Armiro Gomez, ein Nachbar eines der Opfer aus Yoakum. «Nach Mitternacht darf niemand mehr auf der Straße herumlaufen.» Im Nachbarort Luling ereignete sich im November die bisher letzte Vergewaltigung. Das Opfer in einer Seniorenwohnanlage war die einzige Frau, die einer festen Arbeit nachging.

Noch kein Phantombild

Ein Phantombild des Täters gibt es noch nicht, nur eine vage Beschreibung. Demnach handelt es sich um einen schlanken, jungen, dunkelhäutigen Mann, der zwischen 1,50 Meter und 1,80 Meter groß ist. Ein Mann wurde zu Beginn der Ermittlungen irrtümlich als Verdächtiger festgenommen. Er hat die Behörden deswegen inzwischen verklagt.

An einigen Tatorten hat der Täter DNA-Spuren und andere Hinweise zurückgelassen. In den Datenbanken der Ermittler fanden sich aber keine Übereinstimmungen, wie ein Sprecher der texanischen Behörde für öffentliche Sicherheit, Tom Vinger, sagt. Die Ermittlungen würden zudem dadurch erschwert, dass die Tatorte bis zu 300 Kilometer weit auseinander lägen und die Opfer oft nicht mehr das beste Gedächtnis hätten. «Die Tatsache, dass er in der Dunkelheit ältere Frauen angreift, macht die Ermittlungen etwas schwierig», sagt Vinger. «Es ist in jedem Alter eine traumatische Situation. Für Ältere ist es sogar potenziell traumatischer.»

In Yoakum hat sich die Angst auch ein Jahr nach der ersten Tat nicht gelegt. Als die älteren ehrenamtlichen Mitarbeiter des örtlichen Heimatmuseums in der vergangenen Woche die Weihnachtsdekoration entfernten, schlossen sie sich selbst am helllichten Tag vorsorglich ein. Besucher wurden einzeln eingelassen, hinter ihnen wurde die Tür wieder abgeschlossen. «Das sind gebrechliche ältere Frauen», sagte Walker. «Man kann sich einfach nicht vorstellen, dass irgendjemand sie missbrauchen könnte.»

(Paul Weber, apn)

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.