Selbstmord: Milliardär Adolf Merckle tot
BLAUBEUREN - Der schwäbische Milliardär Adolf Merckle ist tot. Der 74-Jährige hatte sich am Montagabend vor einen Zug geworfen. Seine Familie bestätigte den Freitod des Unternehmers.
Es ist eine Todesnachricht, die nicht nur die Wirtschaftswelt erschüttert: Der schwäbische Industrielle und Milliardär Adolf Merckle sah angesichts finanzieller Schwierigkeiten seiner Firmen keinen anderen Ausweg mehr als den Selbstmord. Der 74-Jährige warf sich am Montagabend bei Blaubeuren-Weiler in Baden-Württemberg vor einen Zug.
Seine Familie fasste die Tragödie für die Öffentlichkeit in folgende Worte: „Die durch die Finanzkrise verursachte wirtschaftliche Notlage seiner Firmen und die damit verbundenen Unsicherheiten der letzten Wochen sowie die Ohnmacht, nicht mehr handeln zu können, haben den leidenschaftlichen Familienunternehmer gebrochen, und er hat sein Leben beendet“.
Merckle wurde am 18. März 1934 in Dresden geboren. Der promovierte Jurist stammte aus einer Unternehmerfamilie. Am Ort seines Todes in Blaubeuren auf der Schwäbischen Alb hatte nach Ende des Zweiten Weltkrieges sein Vater den Arzneimittelbetrieb Merckle GmbH aufgebaut, den Adolf Merckle 1967 übernahm und zu einem weit verzweigten Konzern ausbaute. Zu dem Firmenimperium gehört neben dem Pharmakonzern Ratiopharm und dem Phoenix Pharmahandel unter anderem auch der Pistenraupenhersteller Kässbohrer.
Der Konzern zählt allein mit dem Pharmageschäft nach Daimler, Bosch und dem Handelskonzern Schwarz zu den vier größten Unternehmen in Baden-Württemberg. Der Ministerpräsident des Landes, Günther Oettinger (CDU), äußerte sich nur wenige Minuten nachdem die Todesnachricht am Dienstagnachmittag über die Ticker gelaufen war, „tief erschüttert“ über den Selbstmord Merckles. „Baden-Württemberg verliert eine große Unternehmerpersönlichkeit“, sagte Oettinger in Stuttgart. „Sein unternehmerisches Vermächtnis bleibt.“
Bei seinen Firmeneinkäufen ließ sich Merckle von verschiedenen Motiven leiten – von der "lokalen Verbundenheit“ bis zur „Lust am Sanieren“. Der vom Wirtschaftsmagazin „Capital“ im Jahr 1992 als „lebensbejahender Anpacker“ und „konservativer Traditionalist“ beschriebene Merckle galt als klassischer Unternehmer, für den eine Firma mehr war als Mittel zur Gewinnmaximierung. Als Unternehmer und Mäzen habe Merckle „seine soziale und gesellschaftliche Verantwortung in besonderer Weise wahrgenommen“, sagte auch Oettinger. Dafür sei er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden.
Merckles weit gespannte Geschäftsaktivitäten waren allerdings nicht unumstritten. So bewertete etwa das „managermagazin“ schon im Jahr 2003 Merckles Geschäftsmodell recht kritisch. Im November 2008 brach dann nach Medienberichten über Spekulationsverluste Merckles die Aktie des zur Merckle-Firmengruppe gehörenden Unternehmens Heidelberg Cement stark ein. Sein Firmenimperium geriet in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten. Unter anderem durch die Spekulation allein mit Volkswagen-Aktien soll Merckle einen „niedrigen dreistelligen Millionenbetrag“ verloren haben. In den vergangenen Wochen hatte Merckle mit seinen 30 Gläubigerbanken noch über einen Überbrückungskredit verhandelt.
Am Montagnachmittag jedoch war der 74-Jährige aus dem Haus gegangen und nicht wie gewohnt zurückgekehrt. Abends meldeten seine Angehörigen ihn bei der Polizei als vermisst. Gegen 19.30 Uhr entdeckte schließlich ein Bahn-Mitarbeiter bei Blaubeuren-Weiler einen männlichen Leichnam im Gleis. Bald wurde den Ermittlern klar, um wenn es sich dabei handelte.
(ddp)
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