Sechs Jahre für den Geldwäscher

Komplize des Reemtsma-Entführers verurteilt – Millionen bleiben verschwunden
von  Abendzeitung
Seine Entführung wurde neu aufgerollt: Jan Philipp Reemtsma
Seine Entführung wurde neu aufgerollt: Jan Philipp Reemtsma © dpa

Komplize des Reemtsma-Entführers verurteilt – Millionen bleiben verschwunden

AACHEN Er weiß, wo das Geld ist. Bernd Dieter Kramer war Kopf der Bande, die das Lösegeld aus der Reemtsma-Entführung wusch. Am Freitag verurteilte das Aachener Landgericht Kramer zu sechs Jahren Haft.

30 Millionen D-Mark hatten die Entführer für die Freilassung von Jan Philipp Reemtsma 1996 erpresst, erst zwei Millionen davon sind wieder aufgetaucht. Kramer wurde wegen bandenmäßiger und gewerbsmäßiger Geldwäsche in drei Fällen verurteilt. Der 59-Jährige sei der strategische und konzeptionelle Kopf der Bande gewesen, sagte der Richter. Kramer habe 250 000 US-Dollar und sechs Millionen Schweizer Franken transportieren und verstecken lassen, sagte am Freitag der Vorsitzende Richter Wolfgang Bender.

Im Auftrag von Drach habe Kramer 1999 die 250 000 US-Dollar nach Brasilien bringen lassen – für Drach, der da schon im Gefängnis saß. Ein Kurier brachte kurz danach sechs Millionen Schweizer Franken nach Madrid. Nachdem dort offensichtlich geplante Geldgeschäfte platzten, kümmerte sich Kramer darum, dass das Geld zurück nach Deutschland kam. Dem Kurier – einem Aachener Physiotherapeuten – gab er den Befehl, das Geld zu holen und in seiner Praxis einzumauern. Später übergab der Kurier die Millionen einem Kontaktmann auf dem Bahnhof von Lüttich. „Ab da verliert sich die Spur der sechs Millionen.“, sagte Bender. „Wo sie verblieben sind, wissen wir nicht.“ Kramer war noch an wesentlich mehr Geldwäsche-Aktionen beteiligt. Das Gericht konnte ihn dafür nicht verurteilen, weil sie nicht Gegenstand des Auslieferungsantrags der Staatsanwaltschaft an Brasilien waren.

Der Hamburger Millionär Jan Philipp Reemtsma war 1996 entführt und nach 33 Tagen gegen die Zahlung von 30 Millionen D-Mark frei gelassen worden. „Es liegt die Vermutung nahe: Da ist noch etwas da“, sagte der Richter mit Blick auf das verschwundene Lösegeld. „Weder Herr Drach noch Herr Kramer werden nach ihrer Haftentlassung Freude an dem Geld haben.“ Nach Entlassung würden sie ständig beobachtet. Die Suche nach den Millionen geht unterdessen weiter. C. Landsgesell

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