Schweinegrippe bei Kindern: Eltern sind verunsichert

Besonders viele Kinder steckten sich in den letzten Wochen an. Das beunruhigt viele Eltern. In Franken machten am Mittwoch zwei Schulen dicht. Die AZ erklärt, was Kinderärzte raten.
Am Mittwoch machten alleine in Franken zwei Schulen wegen der Schweinegrippe dicht. Dass es besonders Kinder sind, die es häufig erwischt, beunruhigt viele Eltern. Die Kinderarztpraxen sind überfüllt, wie der Verband der Kinder- und Jugendärzte in Bayern bestätigt.
Heinz Reiniger, der Vorsitzende des Verbandes, empfiehlt erst für Kinder ab drei Jahren die Impfung. Die ständige Impfkommission hatte sie für Kinder ab sechs Monaten angeraten. „Bei kleineren Kindern gibt es bisher nicht genügend Daten zur Impfung, deswegen sagen wir vorerst: erst ab drei “, sagt Reiniger.
Die Impfung ist laut Reiniger aber der richtige Weg. „Wir sollten die Schweinegrippe nicht bagatellisieren, auch wenn es bisher wenig schwere Verläufe gegeben hat. Auch bei der schweren Grippewelle 1968 waren die ersten Wochen harmlos. Erst dann wurde das Virus aggressiver.“ Auch wenn ein Kind schon angeschlagen ist, also andere Erreger in sich trägt, und dann die Schweinegrippe dazukommt, könnte die Krankheit schwerer verlaufen.
„Wenn sehr schnell hohes Fieber eintritt, besteht der Verdacht auf Schweinegrippe“, sagt der Kinderarzt Michael Christ. „Die meisten Kinder haben Kopfschmerzen, viele auch Bauchschmerzen, manche leichten Durchfall.“ Auch in Christs Praxis werden längst nicht alle auf das Virus getestet. „Das hat nur Sinn, wenn man auch Konsequenzen daraus zöge – wenn man zum Beispiel in den ersten 48 Stunden mit Tamiflu behandeln würde“, erklärt er. „Ansonsten tun wir ja nichts anderes als bei einer anderen Grippe auch.“
Christ rät: Bei kleineren Kindern ab 38,5, bei älteren ab 39 Grad sollte ein Fiebermittel geben werden, da es sonst zu Fieberkrämpfen kommen kann. „Auch gegen Hausmittel wie Wadenwickel ist nichts einzuwenden.“
Christ warnt aber vor Panik. „Wenn eine Mutter ein gesundes Kind hat und es nicht impfen lässt, ist sie auch keine Rabenmutter“, sagt er. Ein anderer Münchner Kinderarzt, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, weil er mit seiner Haltung gegen die Empfehlung des Verbandes der Kinder- und Jugendärzte ist, sagt sogar: „Das ist völlige Hysterie. Die Verläufe der Krankheit sind milde. Wir haben ein prima Gesundheitssystem, aber wir testen es gerade an der falschen Krankheit.“ Er empfiehlt die Impfung nur bei chronisch kranken oder anfälligen Kindern.
Für viele Kinderärzte bringt die Impfung zudem noch viel Ärger. Die Ärzte müssen Zehner-Packungen kaufen, einmal geöffnet müssen die in 48 Stunden verbraucht werden – also werden die Eltern gruppenweise einbestellt.
Der Arzt bekommt pro Impfung fünf Euro – ein Witz, wie der Kinderarzt Michael Christ findet. „In meiner Praxis habe ich pro Stunde Kosten von 160 Euro – ohne Gehalt für mich gerechnet“, sagt er. „Selbst wenn ich 20 Kinder in einer Stunde impfe – das wären übrigens nur drei Minuten pro Kind – dann würde ich pro Stunde noch 60 Euro draufzahlen.“ ta