Schweden im Hochzeitsfieber
STOCKHOLM - Blumenvasen, Kaffeebecher, Pralinenschachteln - Überall prangt in diesen Vor-Hochzeits-Zeiten in Schweden das Konterfei der künftigen Eheleute Kronprinzessin Victoria und Daniel Westling. Das ist aber längst nicht alles, was die Schweden in ihrem Feierfieber auffahren. Das Paar selbst gibt sich recht unbeeindruckt.
Die Stockholmer «Hochzeitsmesse» steht im Zeichen Victorias, der Dom wird schon für die royale Trauung herausgeputzt, angesehene Dichter feilen an Huldigungsversen und Hotels sind längst ausgebucht: Fünf Monate vor der Hochzeit von Schwedens Kronprinzessin Victoria (32) mit ihrem Verlobten und Ex- Fitnesstrainer Daniel Westling (36) am 19. Juni steigt das «Hochzeitsfieber» bei den Skandinaviern unaufhaltsam.
Besucher der Stockholmer «Hochzeitsmesse» können am Wochenende erstmals das große Angebot an royalen Nippes-Produkten für das große Sommer-Ereignis bestaunen, das Erinnerungen an die legendäre Traumhochzeit von Prinzessin Diana mit Prinz Charles 1981 wach werden lässt. Immer und immer wieder sind die Konterfeis Victorias und des künftigen Prinzen Daniel oder ihr offizielles Hochzeitssiegel auf allen möglichen Kaffeebechern, Schokoladenpackungen, Blumenvasen, Deckchen und golden eingerahmten Wandbildern abgebildet.
Sondermarke mit dem Brautpaar
Alles in allem erwarten Handel und Fremdenverkehr aus dem Geschäft rund um die Hochzeit Einnahmen von 2,5 Milliarden Kronen (etwa 250 Millionen Euro). Alle möglichen und unmöglichen Initiativen sollen helfen, dass es vielleicht noch mehr wird.
Schwedens Post gibt am 13. Mai eine Sondermarke mit dem Brautpaar heraus. Die Stadt Stockholm lockt vom 6. Juni bis zum Hochzeitstag mit einem «Love Festival 2010». Die Kunsthalle Liljevalchs hat die 30 bekanntesten Lyriker Schwedens aufgefordert, «zur Hochzeitsstimmung mit einem Gedicht für eine Audio-Installation» beizutragen.
Allerdings zeigt die abweisende Reaktion von 20 der Poeten, dass durchaus nicht alle Schweden vom königlichen Hochzeitsfieber befallen sind. Im Gegenteil. «Ich könnte noch nicht mal Worte für den Ekel finden, der mich bei diesem Ereignis befällt», begründete der Lyriker Thomas Tidholm, warum er unter keinen Umständen auf Bestellung für das Ja-Wort der Prinzessin dichten will. Göran Greider teilte mit, er müsse im Fall der Teilnahme mit einem Scheidungsantrag seiner Frau rechnen, einer Gegnerin der Monarchie. Das sei die Sache nicht wert.
Dom bis zur Hochzeit geschlossen
Aber solche Stimmen kommen immer weniger zu Wort, je näher das Hochzeitsdatum rückt. Stattdessen füllen Berichte über die Hochzeits- Vorbereitungen die Medien. 500 Millionen Zuschauer weltweit erwartet der schwedische TV-Sender SVT, wenn das Brautpaar vor den Traualtar der Stockholmer «Storkyrka», dem Dom der Hauptstadt tritt. Trotz Fußball-WM in Südafrika.
Der Dom bleibt bis zum 2. Mai geschlossen und wird für das große Ereignis gründlich herausgeputzt. «Davon haben dann ja auch die Besucher aller möglichen Feiern später etwas», sagt Dompropst Åke Bonnier mit schwer zu überhörendem schlechten Gewissen - die Kosten belaufen sich auf 15 Millionen Kronen (etwa 1,5 Millionen Euro).
Fit für das Scheinwerferlicht
Dem Hochzeitspaar selbst ist währenddessen nicht das Geringste von «Fieber» anzumerken. Dass Daniel Westling seine künftige Ehefrau kurz nach Neujahr zu einem Besuch schwedischer Soldaten in Afghanistan begleitete, freute die vielen Fans des Paars besonders. Denn nach seiner Nierentransplantation im vergangenen Sommer gab es doch besorgte Mienen. Noch im Dezember sagte Westling die Teilnahme am Nobelpreis-Bankett ab, weil die Infektionsgefahr für ihn als zu groß galt.
Dem Hochzeitspaar selbst ist währenddessen nicht das Geringste von «Fieber» anzumerken. Dass Daniel Westling seine künftige Ehefrau kurz nach Neujahr zu einem Besuch schwedischer Soldaten in Afghanistan begleitete, freute die vielen Fans des Paars besonders. Denn nach seiner Nierentransplantation im vergangenen Sommer gab es doch besorgte Mienen. Noch im Dezember sagte Westling die Teilnahme am Nobelpreis-Bankett ab, weil die Infektionsgefahr für ihn als zu groß galt.
(Thomas Borchert, dpa)