Schwarz wie die Nacht

Eine Villa in Pforzheim ist am Morgen plötzlich von oben bis unten dunkel gestrichen – was es damit auf sich und vor allem: was Kunst damit zu tun hat.
von  Rosemarie Vielreicher
Die schwarze Villa in Pforzheim.
Die schwarze Villa in Pforzheim. © dpa

Eine Villa in Pforzheim ist plötzlich von oben bis unten dunkel gestrichen – was es damit auf sich und vor allem: was Kunst damit zu tun hat.

Pforzheim - In der Nachbarschaft sind alle Villen strahlend weiß. Über Nacht ist eine von ihnen plötzlich rabenschwarz geworden. Schwarze Wände, schwarzes Dach, die Fensterläden, die Tür, sogar die Regenrinnen – alles schwarz.

Ganz Deutschland will nun wissen: Wer hat das Haus in Pforzheim in wenigen Stunden so zugerichtet? Und viel wichtiger: warum? So viel Aufmerksamkeit bekommt die Stadt am Rande des Schwarzwaldes selten.

Was es mit der geheimen Aktion auf sich hat: Am Eingangsbereich steht jetzt ein Schild: „Die Schwarze Villa – Skulptur 10x13x12 Meter.“ Soll heißen: Das hier ist Kunst. Das sagt zumindest der Architekt und Galerist Andreas Sarow (40).

Die anderen Gebäude sind „überrestauriert“ und „Prunkvillen“

Er hat das in den 1920er Jahren im Jugendstil gebaute Haus in einer geheimen Aktion am vergangenen Wochenende komplett schwarz anstreichen lassen. Der Grund ist folgender, wie Sarow der „Süddeutschen Zeitung“ verriet: „Schon als ich die Villa zum ersten Mal gesehen habe, wusste ich: Die muss schwarz werden.“ Er versteht das schwarze Haus als Gegenpol „zu den überrestaurierten Prunkvillen“ der Nachbarn. Ob er sich mit solchen Aussagen unter den Villen-Besitzern Freunde macht?

Insgesamt 16 Stunden lang werkelten zehn Mann im Sarow-Team. Die wichtigsten Arbeiten geschahen nachts, damit die Aktion richtig wirken konnte. Sarow sagt, in der Nacht sehe es jetzt so aus, als würde die Villa komplett verschwinden. Von der Dunkelheit verschluckt. Übrig bleiben nur die weißen Riesen daneben. Für ihn hat die Aktion damit geklappt.

Aber: Er könnte jetzt auch Probleme bekommen. Und zwar mit der Denkmalschutzbehörde. Denn das Haus aus dem Jahr 1929 steht selbstverständlich unter Denkmalschutz. Das wusste Sarow bei seiner Aktion bereits. „Ich habe aber die Hoffnung, dass sie von der Idee begeistert sind.“ Er meint die Behörden. Die beraten noch darüber, wie sie mit der Aktion umgehen sollen, hieß es gestern.

Die Villa soll aber ohnehin nicht lange in dem dunklen Zustand bleiben. Sie steht zum Verkauf – gegen Gebot. Für etwa eine Million ist das Haus zu haben. Dann womöglich wieder so wie die Nachbarhäuser – ganz in Weiß.

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