Schwarz und weiß – warum Michael Jackson in beiden Welten zuhause war

Der „King of Pop“ lebte in einer eigenen Welt – musikalisch und auch sonst. Seine Musik setzte Maßstäbe, die Shows waren überirdisch. So schaffte es Michael Jackson unter die ganz Großen.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Einer seiner letzten Auftritte: Im März kündigte Michael Jackson seine Londoner Konzerte an, die nun nicht mehr stattfinden.
dpa Einer seiner letzten Auftritte: Im März kündigte Michael Jackson seine Londoner Konzerte an, die nun nicht mehr stattfinden.

Der „King of Pop“ lebte in einer eigenen Welt – musikalisch und auch sonst. Seine Musik setzte Maßstäbe, die Shows waren überirdisch. So schaffte es Michael Jackson unter die ganz Großen.

"Black or White“ ist nicht nur einer der berühmtesten Songtitel von Michael Jackson. Es war auch die Frage seines Lebens: musikalisch und auch sonst. Der Mann, dessen Gesicht immer weißer wurde, hellte auch seinen künstlerischen Auftritt immer mehr auf. Aus dem unbeschwerten Gemisch aus R&B und Funk in den frühen Tagen mit den Jackson Five und den Jacksons wurde über die Jahre ein fein gedrechselter, kunstvoll polierter Disco-Soul-Pop.

Das musikalische Wunder daran: Michael Jacksons Musik gewann durch diese Veränderung. Denn es war kein weichgespülter Sound, der 1982 mit „Thriller“ durch die Popwelt fegte. Es waren bis ins Feinste durcharrangierte Knaller, echte Pop-Feuerwerke, die Kraft, Witz und Sex ausstrahlten und deren Sound bis jetzt enorm frisch wirkt. Noch heute kann niemand die Anfangstakte von Billie Jean mit seinem klaren Beat und dem unverwechselbaren Basslauf hören, ohne dabei zumindest mit den Fußspitzen in Bewegung zu geraten. Michael Jackson war weißer geworden. Und dabei sehr schwarz geblieben.

Im Wirbelsturm seines Lebens ist „Thriller“ das Zentrum: vor Kraft strotzend, perfekt, wohlgeformt und gewaltig. Michael Jackson hatte schon davor tolle Musik gemacht und auch danach noch große Erfolge. Sein Tourneesiegeszug zum Beispiel ging nach „Thriller“ erst richtig los.

Und doch ist das Album eben das eine große Werk, bei dem alles stimmt – und das dann so nie wieder erreichbar ist: „Wanna Be Startin' Somethin'“, „Beat It“ und eben „Billie Jean“ sind schon längst zeitlose Klassiker. Dazu kommt der Song, der dem Album den Namen gab: „Thriller“. Nebenbei revolutionierte das Werk in der Verfilmung von John Landis die Musikvideokultur.

Wie aus einer anderen Welt

Ein guter Teil der musikalischen Brillanz von Michael Jacksons besten Alben geht auf das Konto des genialen Produzenten Quincy Jones. Der große Durchbruch aber zur vielleicht berühmtesten Entertainment-Ikone der achtziger und neunziger Jahre ist Michaels eigenes Werk. Er schaffte es, seine Musik in Shows und Konzerte zu gießen, die wirkten wie aus einer anderen Welt.

In der gab es Zauber, kindliche Freude, Fabelwesen und viel High-Tech und Weltraumgefühl. Nicht umsonst hieß sein berühmter Tanz "Moon Walk". Es war leicht, Jacksons Märchen-Auftritte zu belächeln, und er machte es durch seine Eskapaden auch treuen Anhängern manchmal selbst schwer – und doch: Entziehen konnte man sich dem Zauber und der außerirdischen Magie des Michael Jackson kaum. In gewisser Weise war er zu seiner Zeit das, was für die Kinder des 21. Jahrhunderts Harry Potter ist: ein Freund aus einer anderen Welt. Vielleicht der King of Pop, sicher aber ein Märchenprinz.

Als solcher wird er auch der Pop-Welt in Erinnerung bleiben: als einer der Handvoll ganz Großer, so wie Elvis einer war, John Lennon oder Frank Sinatra. Als einer auch, der sein Ding durchzieht, ob es jetzt gerade modisch opportun ist oder nicht. Denn zu Michael Jacksons Werk gehört auch, dass es immer schon ein wenig aus der Zeit zu fallen schien: Als er zu voller Form auflief, sprach die halbe Welt von Punk und New Wave.

Als er weitermachte und immer noch fantastische Lieder veröffentlichte wie „They Don’t Care About Us“ oder auch den „Earth Song“, da war die Karawane schon längst weiter gezogen: Die schwarze Musik erging sich in Rap und Hip-Hop, die weiße in elektronischem Clubsound. Für Michael Jackson war das egal, der lebte in seiner eigenen Welt. Und die war schwarz und weiß zugleich.

Frank Müller

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.