Schreie, Blut, Panik: Das sagen Überlebende

"Alle haben geschrien, und viele haben ganz schlimm geblutet". Überlebende des Fährunglücks in Südkorea schildern Panik an Bord.
Jindo – Geplant war ein fröhlicher Schulausflug auf Südkoreas beliebte Urlaubsinsel Jeju, am Ende steht eine Tragödie: Eine Fähre mit mehr als 450 Menschen an Bord kentert auf einmal, die meisten Passagiere sind Schüler auf Klassenfahrt.
Trotz eines großangelegten Rettungseinsatzes werden am Mittwochabend noch immer fast 300 Menschen vermisst. Und ein Sprecher der Rettungsmannschaften sagt: "Ich befürchte, es gibt nur wenig Hoffnung für die im Schiff Eingeschlossenen."
Luftaufnahmen im Fernsehen zeigen Hubschrauber über einem zu 45 Grad geneigten Fährschiff, dessen Bug im Meer verschwunden ist. Völlig verängstigte Passagiere mit Schwimmwesten klettern in Schlauchboote, während das Wasser langsam die Kommandobrücke erreicht und die Fähre allmählich versinkt.
Einige Passagiere rutschen hilflos die steile Seite der mehrstöckigen Fähre hinunter ins zwölf Grad kalte Wasser. Helfende Hände strecken sich ihnen entgegen, auch solche von der Besatzung eines kleinen Fischerboots.
Ein Überlebender hat ein Handy-Video auf Youtube gepostet:
Einige Passagiere berichten, sie hätten einen "enormen Krach" gehört, dann habe sich das Schiff plötzlich zur Seite geneigt. "Die Menschen rutschten alle zu einer Seite.
Es war sehr schwer, rauszukommen", sagt ein Überlebender dem Fernsehsender YTN. Die Crew habe die in Panik geratenen Passagiere wiederholt angewiesen, auf ihren Plätzen zu bleiben und sich nicht zu bewegen.
Ein geretteter Schüler berichtet seinerseits, Gepäck und Warenautomaten seien ins Rutschen gekommen. "Alle haben geschrien, und viele haben ganz schlimm geblutet."
Schiffe, Hubschrauber und Taucher einer Marinesondereinheit beteiligen sich an der Suche nach den Opfern des Unglücks. Die Unglücksstelle ist mit mächtigen Scheinwerfern ausgeleuchtet. Drei schwimmende Kräne sollen die Fähre am Donnerstag aufrichten.
Gut 160 Menschen konnten bis zum Abend gerettet werden, etwa die Hälfte davon Schüler. Sie wurden zur Nachbarinsel Jindo gebracht, wo sich stündlich immer mehr Angehörige einfinden. Gegen die Kälte in Decken gehüllt, stellen sie sich auf eine lange Nacht des Wartens und Bangens ein.