Schoss Pistorius im Testosteron-Wahn?

Polizei fand Doping-Mittel im Haus von Oscar Pistorius, der seine Freundin ermordet haben soll. Verteidigung deckt Ermittlungsfehler auf
von  mab
Freunde und Familie nahmen am Dienstag Abschied von dem Ex-Model.
Freunde und Familie nahmen am Dienstag Abschied von dem Ex-Model. © dpa

Polizei fand Doping-Mittel im Haus von Oscar Pistorius, der seine Freundin ermordet haben soll. Verteidigung deckt Ermittlungsfehler auf.

 

Pretoria - War Paralympics-Star Oscar Pistorius im Testosteron-Wahn, als er in der Nacht des Valentinstags seine Freundin Reeva Steenkamp durch eine geschlossene Toiletten-Tür erschoss? Polizisten fanden im Haus des behinderten Sportlers das Doping-Mittel Testosteron und Spritzen. Das sagte der leitende Ermittler Hilton Botha am zweiten Tag der Anhörung vor dem Magistratsgericht in Pretoria aus. Das Gericht will am Donnerstag entscheiden, ob Pistorius gegen Kaution frei kommt.

Wer über längere Zeit Testosteron spritzt, riskiert gefährliche Nebenwirkungen. Das Dopingmittel kann Aggressionen verstärken und im Extremfall zu Angstpsychosen und Verfolgungswahn führen. Pistorius gibt die Schüsse durch die Toilettentür in der Todes-Nacht zu. Allerdings habe er geglaubt, ein Einbrecher sei in der Toilette seines Hauses. In dem kleinen Raum starb die Freundin von Pistorius, das Ex-Model Reeva Steenkamp. Drei der vier von dem Sportler abgefeuerten Kugeln waren tödlich. Der Anwalt von Pistorius, Barry Roux, behauptete dagegen, die gefundenen Medikamente seien pflanzliche Arzneimittel und keine Steroide.

Überhaupt war es am Tag zwei der Anhörung der erste große Auftritt von Roux. Knallhart warf er Ermittlungs-Chef Botha dilettantische Fehler vor. Dieser habe beispielsweise am Tatort keine Schutzschuhe getragen. Letztere sollen verhindern, dass Spuren verwischt werden. Vor dem Kreuzverhör hatte Botha ausgesagt eine Nachbarin habe in der Todes-Nacht einen Streit zwischen Pistorius und Steenkamp gehört. „Wie weit ist ihr Haus weg?“, ätzte Roux im Gerichtssaal gegen den Ermittler. Bothas kleinlaute Antwort: „600 Meter“. Gelächter im Saal. Und noch eine Panne. Die Polizei übersah offenbar bei der Spurensuche ein leeres Pistolen-Magazin in der Toilettenschüssel.

Für Oscar Pistorius war es im Gerichtssaal eine Achterbahn der Gefühle. Während Botha vor dem Kreuzverhör seine Ermittlungsergebnisse präsentierte, sank der Sportler weinend zusammen. Als dann der Ermittler vom Testosteron-Fund berichtete, zitterte Pistorius gar am ganzen Körper und schluchzte. Nachdem sein Anwalt Botha so hart in die Zange genommen hatte, war der Paralympics-Star dagegen aufgeräumt und machte Notizen. Ob Oscar Pistorius bei den Schüssen auf seine Freundin unter Drogen stand, soll jetzt ein Bluttest klären.

 

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