Schock-Videos: Diakonie-Angestellte sollen autistische Kinder misshandelt haben
DÜSSELDORF - Nähe ist für autistische Kinder nur schwer zu ertragen. Nun aufgetauchte, teils "erschreckende" Videos aus einer Pflegeeinrichtung in Düsseldorf zeigen, wie die Mitarbeiter die Kleinen mit ihren Schwächen quälen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Neuer Missbrauchs-Verdacht von Schutzbefohlenen: Mitarbeiter einer diakonischen Einrichtung sollen in Düsseldorf zahlreiche Kinder misshandelt haben. Ermittelt wird laut Staatsanwaltschaft gegen 17 frühere Angestellte der Educon, die Schulen für verhaltensauffällige sowie lern- und geistigbehinderte Kinder betreibt. Grundlage der Ermittlungen seien Videoaufzeichnungen, die zum Teil sehr erschreckend seien und einen extrem rüden Umgang mit den Kindern zeigten, sagte der Sprecher der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft, Johannes Mocken.
Die Mitarbeiter des psychologischen Bereichs sollen ihre Schutzbefohlenen unter anderem eingesperrt, fixiert und ihnen Essen vorenthalten haben. Autistische Kinder, die körperlichen Kontakt nur schwer ertragen, seien zum Teil stundenlang umklammert und damit in Panik versetzt worden, erklärte Mocken.
Konsequenzen bereits 2008
Ermittelt wird bereits seit Herbst vergangenen Jahres wegen Misshandlung, Freiheitsberaubung und Nötigung. Die Geschäftsführung der Educon, ein Tochterunternehmen der evangelischen Graf-Recke-Stiftung, hatte damals selbst Anzeige bei der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft und dem Landesjugendamt erstattet. Nach Angaben der Stiftung waren schon Mitte 2008 erste Vorwürfe gegen die Leitung einer Wohngruppe bekanntgeworden. Die Geschäftsleitung hatte sich daraufhin von der zuständigen Gruppenleitung getrennt.
Als im Sommer 2009 weitere Vorwürfe bekanntgeworden seien, folgten die Strafanzeigen, erklärte Educon. Die betroffenen Mitarbeiter und die verantwortliche Bereichsleitung seien in Abstimmung mit den zuständigen Behörden sofort vom Dienst suspendiert worden. Die Anstellungsverhältnisse seien inzwischen gekündigt. Eine Arbeitsgruppe beschäftigt sich der Stiftung zufolge nun mit der Aufarbeitung des Geschehens und soll Maßnahmen ausarbeiten, “um derartige Fehlentwicklungen in Zukunft frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden”. Die zügige und umfassende Aufklärung aller Vorwürfe sei der Educon ein besonderes Anliegen, hieß es weiter.
DAPD
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