Schock-Diagnose Schlaganfall
BAP-Sänger Wolfgang Niedecken (60) ist schwer erkrankt. Er soll zwei Schlaganfälle erlitten haben. Dieses Schicksal ereilt jährlich eine Viertel Million Deutsche. Die AZ erklärt die Erkrankung
München - Die deutsche Musikwelt ist in Sorge um Wolfgang Niedecken: Der 60-jährige BAP-Frontmann ist schwer erkrankt. Genauer wollte sich das Management am Freitag nicht äußern, doch berichten Medien, dass der Sänger zwei Schlaganfälle erlitten hat. Seine Frau Tina (46) soll ihn am Boden liegend gefunden haben, er wurde in die Intensivstation geliefert.
Die Schock-Diagnose Schlaganfall ereilt jedes Jahr 250.000 Deutsche: Bei einem Schlaganfall kommt es zu Durchblutungsstörungen im Gehirn, meist verursacht durch ein Blutgerinnsel, das ein Hirngefäß verstopft. Schließlich werden die Nervenzellen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt.
Über die Risikofaktoren ist viel bekannt: „Das größte Risiko haben Patienten mit Bluthochdruck“, sagt Prof. Martin Grond, Vorstandsmitglied der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft. Doch viele Menschen hätten Bluthochdruck, ohne es zu wissen. Andere seien bei der Medikamenteneinnahme nachlässig. Ein anderer Risikofaktor ist das Vorhofflimmern, eine Herzrhythmusstörung, die jeder zehnte Über-80-Jährige hat. Dabei kommt es zu Blutverklumpungen, die schließlich ins Gehirn gelangen. Und obwohl das Schlaganfall-Risiko mit zunehmendem Alter steigt, sind oft auch jüngere Menschen betroffen.
Wer, wie jetzt offenbar Wolfgang Niedecken, einen Schlaganfall erleidet, der schwebt in Lebensgefahr: Jeder fünfte Betroffene stirbt in den ersten Wochen an den Folgen. Wer überlebt, trägt oft bleibende Behinderungen davon und muss gepflegt werden. Dabei könnte vielen Schlaganfallpatienten wieder gesund werden, wenn ihm nur schnell genug geholfen würde.
Denn durch die bessere medizinische Versorgung ist die entscheidende Zeitspanne in den vergangenen Jahren größer geworden: Nach maximal sechs Stunden muss ein Patient allerdings behandelt werden, damit er den Schlaganfall möglichst unbeschadet übersteht. Bis vor einigen Jahren lag die Zeitspanne bei maximal drei Stunden.
„Die Versorgungssituation in Deutschland ist so gut wie in kaum einem anderen Land“, sagt Professor Grond. Es gibt fast ein flächendeckendes Netz für Schlaganfallpatienten.“ In den so genannten Stroke Units sind die Ärzte auf die Behandlung spezialisiert.
Das Tragische: Nicht selten kommt es vor, dass Hilfe zwar greifbar gewesen wäre, doch der Patient sich durch die Lähmungssymptome nicht bemerkbar machen kann. Da ist der Fall eines Mannes, der auf dem Asphalt liegt und von Passanten für einen Betrunkenen gehalten wird. Oder die Frau, die nachts aus dem Bett aufsteht und auf dem Weg ins Bad zusammenbricht und hilflos liegen bleibt. Ihr Mann schläft und bekommt nichts mit.
„Das einzig wirksame Mittel gegen Schlaganfall ist Vorbeugung“, sagt Grond. Das zentrale Element ist ein gesunder Lebensstil, aus: viel Bewegung, mehrmals täglich Obst und Gemüse, kein fettes Essen und keine Zigaretten.
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