Schlagstöcke beim Klimagipfel: Polizei löst Demo auf

Tausende protestieren bei der Konferenz in Kopenhagen gegen die Klima-Politik. Die Polizei schlägt mit Knüppeln und Pfefferspray zurück.
von  Abendzeitung
Dänische Polizisten verfrachten einen Demonstranten in einen Polizeiwagen
Dänische Polizisten verfrachten einen Demonstranten in einen Polizeiwagen © dpa

KOPENHAGEN - Tausende protestieren bei der Konferenz in Kopenhagen gegen die Klima-Politik. Die Polizei schlägt mit Knüppeln und Pfefferspray zurück.

„Die Reichen machen die Umwelt kaputt, die Armen haben darunter zu leiden“, sagt ein junger Engländer, der ganz vorne läuft. Dann gibt sich seine Stimme dem Lärm geschlagen: Mehrere Megafone und Sprechchöre von 2500 Menschen machen ordentlich Krach. „Es ist unser Klima, nicht euer Geschäft“, schreien die Demonstranten in die bitterkalte Luft. „Wir werden den Klimagipfel stürmen“, sagt der Engländer.

Es sind noch 200 Meter bis zum Bella Center, wo der Gipfel tagt. Morgens um halb acht sind die Demonstranten in der Innenstadt von Kopenhagen aufgebrochen. Aber die Demo kommt nur langsam voran, Fotografen behindern sie vorne, Polizisten keilen sie links und rechts ein.

Harter Kurs

Irgendwann kommt aus einem der Kleinbusse der Polizei, die die Demonstration eskortieren, die Warnung: „Das Konferenzgelände ist geschlossen, Sie kommen da nicht hinein.“ Die Masse beflügelt das eher. Bisher ist die Demo eine brave Prozession im Blitzlichtgewitter der Fotografen. Aber dann bricht der Damm.

Einige reißen aus dem Zug aus und stürmen auf das Tor zum Konferenzgelände zu. Die Polizei antwortet zuerst mit Blaulicht und Sirenen, dann mit Knüppeln und Pfefferspray. Schnell versammelt sich die Menge vor dem versperrten Tor. Sie drücken gegen die Polizisten, einige klettern auf die Polizeiwagen.

Die Polizisten bleiben bei ihrem harten Kurs, wie schon die ganze Woche in Kopenhagen. Rüde schlagen sie auf die Demonstranten ein, werfen sie gewaltsam von den Autodächern. Die Stimmung ist kurz davor, zu eskalieren. Immer mehr Gesichter sind vom Pfefferspray verätzt.

Adrenalin in der Luft

Jetzt liegt Adrenalin in der Luft, die Demonstranten streiten um ihren Kurs. „Bleibt friedlich“, brüllt einer. Aber Einige sind aggressiv, kämpfen verzweifelt gegen die Polizeimacht. Unterstützt von der Masse, die nach vorne drückt. Chaos bricht aus, es wird laut.

„Die ganze Welt schaut zu“, schreien sie, als die Polizei reihenweise Demonstranten in Gewahrsam nimmt. „Wir sind friedlich, was seid ihr?“ Am Ende werden 240 Menschen vorübergehend festgenommen. „So sieht Demokratie aus“, ruft ein Demonstrant einem Polizisten zu. „Ich war auch schon bei der Demo letzten Samstag“, sagt eine Frau aus Deutschland. „Aber dass die Polizisten dermaßen knüppeln, hätte ich nicht gedacht.“

Die Sprechchöre dauern an, aber irgendwann hat die Polizei gewonnen. Die Demonstranten sind erschöpft, es schneit. Ganz vorne strecken Aktivisten die Hände in die Höhe, die Lage beruhigt sich, Polizeiketten lösen sich auf. Sie haben es nicht geschafft, den Klimagipfel zu stürmen.

Raphael Geiger

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