Scharfschützen retten amerikanischen Kapitän

Drei Piraten getötet, einer gefangengenommen, Kapitän Richard Phillips befreit - so lautet das Fazit einer spektakulären Rettungsaktion der US-Marine. Nun drohen die somalischen Piraten mit blutiger Vergeltung.
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US-Kapitän Richard Phillips (r.) nach der Rettung
AP US-Kapitän Richard Phillips (r.) nach der Rettung

Drei Piraten getötet, einer gefangengenommen, Kapitän Richard Phillips befreit - so lautet das Fazit einer spektakulären Rettungsaktion der US-Marine. Nun drohen die somalischen Piraten mit blutiger Vergeltung.

Fünf Tage nach dem Angriff von Piraten auf einen amerikanischen Frachter haben Scharfschützen der US-Marine den Kapitän Richard Phillips befreit. Bei der Kommandoaktion vor der Küste Somalias wurden am Sonntag drei Seeräuber getötet und einer gefangengenommen.

Der 53-jährige Kapitän der «Maersk Alabama» wurde auf das Kriegsschiff «USS Boxer» gebracht. US-Präsident Barack Obama äußerte sich erleichtert über die Befreiungsaktion. Der gerettete Kapitän wurde von den US-Medien als Held gefeiert. Obama lobte die erfolgreiche Militäraktion sowie den Mut des Kapitäns. Er sei «ein Vorbild für alle Amerikaner». Obama betonte, die USA seien entschlossen, der Piraterie in der Region ein Ende zu bereiten. Die vier Seeräuber hatten mit ihrer Geisel seit Mittwoch in einem Rettungsboot der «Maersk Alabama» ausgeharrt, von der Phillips entführt worden war. Die das Seegebiet patrouillierende US-Marine verhinderte am Samstag, dass andere gekaperte Schiffe, darunter die deutsche «Hansa Stavanger», den bedrängten Piraten zu Hilfe kommen konnten. Auch konnten die vier Entführer angesichts der Kriegsschiffe nicht mit ihrer Geisel an Land gelangen. Dennoch hielt sich die US-Marine zunächst zurück, um das Leben des Kapitäns nicht zu gefährden. Über somalische Clanchefs wurden mit den Piraten Verhandlungen aufgenommen, die aber am Samstagabend scheiterten.

Entscheidung in Sekundenbruchteil getroffen

Vor seiner Befreiung befand sich Phillips nach Militärangaben in unmittelbarer Lebensgefahr. Der Kommandeur des vor Ort patrouillierenden Kriegsschiffes «USS Bainbridge» habe deshalb «in einem Sekundenbruchteil» die Entscheidung getroffen, auf die Piraten zu schießen, erklärte Vize-Admiral Bill Gortney vom Zentralkommando der Marine am Sonntagabend. Dafür hätten auch klare Richtlinien aus dem Weißen Haus vorgelegen. Gortney zufolge drohten die vier Piraten die ganze Zeit über mit der Ermordung von Phillips. Sie hätten dem 53-Jährigen immer wieder ihre Sturmgewehre vom Typ AK-47 sowie ihre Pistolen an den Kopf gehalten. Auch sei er nach dem Scheitern eines Fluchtversuchs vom Freitag zumeist gefesselt gewesen. Für die Freilassung des Kapitäns hätten die Piraten ein Lösegeld gefordert, fügte Gortney hinzu. Die Befreiungsaktion begann nach Einbruch der Dunkelheit. Es kam zu einem mehrminütigen Feuergefecht, bei dem der Kapitän nach Angaben der Marine unversehrt blieb. Der vierte Pirat ergab sich, er befand sich am Sonntagabend in US-Militärgewahrsam. Ein Beamter der Bundespolizei FBI erklärte, er solle vor ein ziviles Strafgericht gestellt werden. Die Befreiung der Geisel könnte nach Einschätzung Gortneys zu einer Eskalation der Gewalt in der Region führen.

Piraten drohen mit Vergeltung

Einer der Piraten an Bord eines gekaperten griechischen Schiffes kündigte Vergeltung für das Vorgehen der US-Streitkräfte an. «Jedes Land wird in der Weise behandelt, wie es uns behandelt», sagte Abdullahi Lami telefonisch der Nachrichtenagentur AP. «Künftig wird Amerika das Land sein, das trauert und weint.» Die Mannschaft von Phillips brach in Jubelrufe aus, als sie von der Befreiung ihres Kapitäns hörte. Die 19 Besatzungsmitglieder des Frachters «Maersk Alabama» waren am Samstagabend im kenianischen Hafen Mombasa eingetroffen. Sie feierten Phillips als Helden. «Er hat unser Leben gerettet», sagte ein Matrose. Demnach wies der Kapitän die Mannschaft bei dem Piratenüberfall an, sich in Sicherheit zu bringen und einzuschließen. Dann habe er sich den somalischen Seeräubern ergeben, um seine Männer zu retten. Die Piraten haben noch etwa ein Dutzend Schiffe mit mehr als 200 Besatzungsmitgliedern in ihrer Gewalt, darunter Seeleute aus Deutschland, Italien, Bulgarien, Russland, der Ukraine, China und Taiwan, Indonesien und den Philippinen.

Zunahme der Piratenangriffe befürchtet

Die US-Marine rechnet nach der Befreiungsaktion mit einer Zunahme der Piratenangriffe vor Somalia. «Dadurch könnte die Gewalt in diesem Teil der Welt sprunghaft zunehmen, da besteht kein Zweifel», sagte der amerikanische Vizeadmiral William Gortney der britischen BBC am Montag. Es habe zuletzt zwar immer mehr Piratenangriffe gegeben, allerdings seien diese zumeist unblutig verlaufen. Das Schicksal der fünf Deutschen, die vor Somalia von Piraten auf dem Frachter «Hansa Stavanger» festgehalten werden, ist derweil weiterhin unklar. Der Krisenstab des Auswärtigen Amtes bemühe sich nach wie vor intensiv um eine Lösung des Falles, sagte eine Sprecherin am Montag in Berlin. Details nannte sie nicht. Die Deutschen werden zusammen mit 19 anderen Seeleuten auf dem Containerschiff festgehalten. Bei den deutschen Staatsbürgern auf der «Hansa Stavanger» handelt es sich nach Angaben des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel» um den Kapitän und vier leitende Schiffsoffiziere. Das Containerschiff war am 4. April rund 400 Seemeilen vor der somalischen Küste von Seeräubern gekapert worden. (AP/dpa/nz)

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