Save Our Steinschlag!

Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee will das Warnschild abschaffen. Doch im Internet beißt er mit seinen Plänen auf Granit
von  Abendzeitung
Bürokratisch und dramatisch zugleich: das Warnschild "Vorsicht, Steinschlag!"
Bürokratisch und dramatisch zugleich: das Warnschild "Vorsicht, Steinschlag!" © az

Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee will das Warnschild abschaffen. Doch im Internet beißt er mit seinen Plänen auf Granit

"Armageddon“ heißt der Kometenthriller, in dem es vor zehn Jahren saarlandgroße Brocken aus dem All hagelte und die Vernichtung der Menschheit wieder einmal nur durch Bruce Willis verhindert werden konnte. Hollywood, schon klar. Eine Welt, in der Männer mit erblich bedingtem Haarausfall die wahren Helden sind und am Ende alles glatt geht – zu schön, um wahr zu sein.

Wenigstens ein bisschen von jenem „Spirit“ (in Zeiten überteuerten Sprits) kann man aber auch hierzulande nachfühlen, wenn man jenes Verkehrsschild erblickt, das wirkt, als sei es ein Gemeinschaftswerk von Roland Emmerich, Michael Bay und Steven Spielberg: „Vorsicht, Steinschlag!“ Ein Titel, wie er deutscher nicht sein kann – bürokratisch und dramatisch zugleich.

Doch neues Unheil droht: in Gestalt von Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee, der den Rambo geben und im deutschen Schilderwald aufräumen will (AZ berichtete). Eines seiner Opfer soll am 1. Januar 2009 ausgerechnet das Steinschlag-Emblem werden; überflüssig sei es und lenke nur ab.

"Heftiger Pollenflug in Hanglage"

Doch vor allem im Internet beißt der Minister mit seinen Plänen zurzeit auf Granit. „Der Steinschlag darf nicht sterben“, poltert zum Beispiel ein Benutzer namens „Steini“ in einem Automobil-Forum und verweist auf den ADAC. Der will das Symbol am Leben erhalten, da es Leben rette. Ein anderer Benutzer plädiert sogar dafür, lieber Herrn Tiefensee abzuschaffen.

Den befördert der Mannheimer Kabarettist Frederic Hormuth in seinem Blog zum „Schildaminister“ – und überlegt, ob man das Schild beibehalten könne, wenn man es umbenenne. Sein kreativer Vorschlag: „Achtung Allergiker: Heftiger Pollenflug in Hanglage“.

Kritiker des übereifrigen Ministers führen zudem ins Feld, dass kein anderes Schild derart Eingang in die Popkultur gefunden habe. Nur drei Beispiele: Jugendliche verschönern ihr Zimmer damit – es ist, nach „Baustelle“, das meist geklaute. Eine Potsdamer Band macht als „Steinschlag“ Rhythm & Blues, und die Münchner Künstlerin Petra Perle designt Taschen mit dem Emblem, das eine „hohe ikonografische Schlagkraft“ und „moralische Eindringlichkeit“ besitze, wie sie schmunzelnd formuliert. Ihr Plädoyer: „Wolfgang, hör’ die Signale!“

Vielleicht funken sie und andere bald SOS nach Berlin – bekanntlich die internationale Kurzform für „Save Our Steinschlag!“. Timo Lokoschat

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.